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Zwischen den Welten

Zwischen den Welten

Der Kampf im Ausstieg

Kennst Du das:

Du weisst nicht mehr was Du denken sollst,
siehst nicht, was gut und richtig ist.

Bist hin- und hergerissen
und weisst nicht weiter.

Vielleicht spürst Du Druck und Schmerz,
empfindest Trauer und Verlust,
Angst und Unsicherheit.

Was, wenn dieser Versuch voranzukommen ins Leere führt?
Was, wenn sich die ganze Mühe doch nicht gelohnt hat?

Schließlich hast Du Dich abgemüht, um einen Schritt weiter zu gehen,
Du hast dafür viel riskiert und musstest Dich von Sachen trennen,
die Dir wichtig waren.

Und die Menschen, die Du zurücklassen musstest!!!
Das hat wehgetan und das hat Dich alles gekostet!!!

Dass ein Ausstieg so schwer und anstrengend sein könnte!
Hättest Du das vorher gewusst, wärst Du dann trotzdem gegangen?

Und dass das alles so lange dauert und sich so viele Hindernisse Dir in den Weg stellen,
ja, das hat Dir keiner so genau gesagt!

Und nun?!

Wo Du schon eine Strecke gegangen bist,
was sollst Du tun:

lieber wieder zurück oder doch diesen Weg fortsetzen?

Irgendwie merkst Du,

Du hängst genau dazwischen:

Du bist nicht richtig raus und auch nicht mehr wirklich drin.

Von allen Seiten wird an Dir gezogen, der Druck steigt,
es geht hin- und her.

Wird es sich lohnen, wirst Du es wirklich schaffen?
Und was wenn nicht???

Du kämpfst doch schon so lange und was hast Du nun davon?
Die Erfolge halten sich in Grenzen, viele Fortschritte sind nicht zu sehen.

Wird sich das ändern? Wann ist ein Ende in Sicht?

Da ist sie wieder – die Angst!
Die Angst es eh nicht zu schaffen,
zu schwach und zu dumm zu sein.

Die Angst vor dem Aufgeben und vor dem Versagen.
Doch wie soll man bitte auch gegen so viele Gegner ankommen
und heilen nach so viel Zerbruch – geht das überhaupt?

Doch der Blick zurück macht auch Angst:

Die Angst vor den Schmerzen, die Angst vor der Bestrafung.

Eine kleine leise Stimme meldet sich in Dir.

Sie sagt: „Nein, ich will nicht zurück. Ich will nicht gefangen sein. Ich will nicht sterben.“

Diese Stimme wird allmählich immer lauter.
Sie sagt Dir, was Du wirklich willst und erinnert Dich daran,
warum Du überhaupt den Schritt raus gewagt hast:

„Du willst leben. Du bist das Leben in der Gruppe,
die Brutalität der Täter, die Grausamkeit leid.“

Deshalb hast Du Dich auf den Weg gemacht,
hast Vieles vermisst und Vieles verloren,
bist mit dem Leben davon gekommen und
musstest viel dafür geben.

Nun stehst Du genau zwischen den Welten:

weisst nicht, was noch kommt,
weisst nicht, wie es weitergeht.

Die andere Welt, das ganz normale Leben – ohne die Täter,
das hast Du noch nicht in ganzer Fülle kennengelernt.

Du kennst Ausschnitte und hast eine grobe Ahnung,
wie es mal sein könnte,
doch so genau, hast Du es eben noch nicht erfahren.

Und auf diese grobe Aussicht sollst Du Dich verlassen
und Dich auf ein ganz normales Leben einlassen?

Doch mittlerweile bist Du Dir wieder sicher:

Du hörst auf Deine innere Stimme, die Dich vor den Lügen und Täuschungen
der Täter warnt. Diese Stimme, die Dir sagt: „Bleib weg von den Tätern.
Halt Dich fern von Deinem alten Leben. Pass auf, solche Gedanken sind eine Falle,
denn sie wollen Dich zurückziehen, aber was ist gut für Dich???“

Und trotz all`der Zweifel, der Fragen und der Ungewissheit,
trotz all`der Nachteile, die das immer mal wieder für Dich mit sich bringt,
ringst Du Dich hindurch – durch all die Schmerzen und das Leid
und triffst erneut eine Entscheidung:

„Ich geh nie wieder zurück!!!“

Jetzt fühlst Du Dich innerlich wie befreit.
Langsam wirst Du wieder ruhiger.

Ja, Du hast immer noch etwas Angst und bist erschöpft
von diesem Entscheidungskampf,
doch Du spürst, dass diese Entscheidung richtig war.

Doch nun beginnt von Neuem ein Kampf,
die Situation zieht sich zusammen,
denn die Täter tauchen auf und versuchen Dich zu beeinflussen,
und beides ist so gegensätzlich und so stark,
dass Du denkst, Du müsstest bald auseinanderreissen.

Die Täter sagen: „Komm zu uns zurück. Bei uns hast Du es besser.
Wir sind stärker. Wir können Dir was bieten. Ohne uns bist Du nichts.
Gib lieber gleich auf, denn Du wirst es eh nicht schaffen.“

Und Du selbst sagst: „Nein. Ich höre nicht auf euch. Ihr lügt und betrügt
und wollt mich eh nur ausnutzen. Nein, ich geh nicht zu euch zurück.“

Beide Welten prallen nun aufeinander:

das Alte hält Dich nicht mehr ganz und gar,
aber das Neue ist auch noch nicht 100% -ig tragend.

Wie soll man jetzt einen Schritt weiterkommen?

Wie geht es raus aus diesem Kampf?

Vielleicht muss eine neue Entscheidung, ein sichtbares Zeichen her.

Vielleicht ist jetzt der Punkt gekommen, an dem Du nochmals mutig sein musst,
und einfach Deinen Weg weitergehen musst, damit Du nicht stehenbleibst oder
Dich runterziehen lässt.

Und möglicherweise kannst Du genau damit,
in dem Du auf Deine kleine innere Stimme hörst und Dich an dem orientierst,
was Du willst und nicht an dem, was die Täter wollen,
diesen Ausstiegskampf für Dich entscheiden.

Die Angst vor dem Neuen, vor der Zukunft und vor dem nächsten Schritt
ist verständlich und für Deine Situation völlig normal.

Doch zögere nicht all`zu lang, sonst verpasst Du möglicherweise den Absprung
und fällst auf eine Täuschung rein.

Denn das Leben zwischen den Welten bietet Dir auch keine Sicherheit,
davon wirst Du nicht frei und davon kannst Du den Ausstieg auch nicht
erfolgreich beenden.

Es mag sein, dass es für einen Augenblick dazugehört,
nach den ersten Schritten und Kämpfen eine Pause einzulegen und
zwischen den Welten zu verweilen,
doch auf lange Sicht, musst Du Dich für eins von beiden entscheiden,
denn sonst zerreist es Dich und macht Dich nur kaputt.

Es ist nicht praktikabel von beiden Seiten zu profitieren
oder willst Du Dein Leben lang wie ein Blatt im Wind
von anderen hin- und hergewirbelt werden?

Ganz ehrlich:

Das Leben hat mehr zu bieten!

Du kannst mit Deinem Ausstieg mehr erreichen!

Du kannst einen Platz in dieser Welt finden und lernen,
was ein ganz normales Leben ist.

Ja, das geht!

Viele andere haben es vor Dir schon geschafft!

Hab keine Angst und wage den nächsten Schritt!!!

Vanessa Lehmann(c), November 2014
www.mut-zum-ausstieg.de

veröffentlicht am 30.01.2015

Diese Zeiten sind für viele Aussteiger hart, wenn sie sich von den Tätern distanzieren, ihre alten Rollen und Aufgaben verlassen und das alte Leben hinter sich lassen. Denn leider ist so schnell das Neue noch nicht aufgebaut und ein Herz, das viele Jahre gequält wurde, kann auch nicht sofort heilen.

So kommen auf Aussteiger harte Kämpfe zu: innere Prozesse, die oft schmerzen und äussere Hindernisse, durch das Schutz- Suchen auf der Flucht vor Tätern, durch den Aufbau eines neuen Umfeldes, durch das Umlernen und Umdenken und nicht zuletzt durch das Auftauchen und unter Druck setzen der Täterseite.

So kann es ein längeres Hin- und Her geben, bei dem einmal die eine Seite und dann wiederum die andere Seite gewinnt. Manche Aussteiger nehmen in dieser Zeit von sich aus nochmal oder regelmässig Kontakt zu Tätern auf – oft auch ohne das bewusst zu merken – und einige Betroffene werden stark von Tätern bedroht und belästigt.

Dies führt dazu, dass diese Zeiten echt hart sind und von vielen Ausstiegskämpfen durchzogen werden, die Betroffenen alle Kraft rauben können und die Aussteiger und Helfer immer wieder an sämtliche Grenzen bringen.

Und dann gibt es Menschen, die sich eine Lücke zwischen diesen Welten geschaffen haben und die versuchen, aus den Vorteilen eines normalen Lebens und den Angeboten der Täter zu schöpfen. Doch diese Menschen haben ihren Ausstieg leider nicht wirklich geschafft, denn sie versuchen, den Tätern nützlich zu sein und bleiben daher von ihnen abhängig und erpressbar.

In dem normalen Leben und in der (inneren) Freiheit sind sie nicht angekommen. Das kann nur erreichen, wer diese Kämpfe bis zu Ende kämpft, und keine Abkürzung nimmt. Nur wer sich 100% -ig für einen Ausstieg entscheidet, mit allem was dazu gehört, wird am Ende sagen: „Ja, ich habe es geschafft. Ich bin ausgestiegen und es hat sich gelohnt. Jetzt ist es besser als vorher und ich will niemals mehr zurück!“

Doch um diese Kämpfe zu bestehen, braucht man viel Kraft und Zuspruch. So möchte ich mit diesen Zeilen allen Mut machen, die sich gerade in solchen Kämpfen befinden.
Diese schwierigen Zeiten, das ganze Hin- und Her ist völlig normal!
Und das Beste ist: Es wird weniger und irgendwann hört das auch ganz auf!!!

Liebe Betroffene! Liebe AussteigerInnen!

Bitte gib nicht auf! Bitte mach weiter!
Steh zu Dir selbst und lass Dich von Deiner inneren Stimme leiten,
denn sie meint es gut mit Dir!!!

Halte die Kämpfe und das Hin- und Hergerissen- Sein aus!
Bitte mach weiter und steig aus!!!

Mit den Worten einer anderen Aussteigerin, die einen Brief an Aussteigerinnen verfasste, möchte ich Dich zum Weitermachen, zum Durchhalten und zu dem Wagnis des 100%-igen Aussteigens ermutigen:

„Geh weiter vorwärts, hörst Du?“

von Paula und Co

https://geteilteansichten.wordpress.com/bewegungen/brief-an-aussteigerinnen/