FAQ
Hier finden Sie einige Fragen, die sich bei den meisten Menschen zu dieser Thematik häufen:
Wie kommt man in sowas hinein (Sekte, Kult…)?
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Viele Menschen fragen sich, wie man bloss in eine gewaltvolle Gruppierung hineingeraten kann. Hierfür kann es verschiedene Gründe geben. Vor allem aber muss man differenzieren zwischen Personen, die erst im Laufe ihres Lebens mit einer destruktiven Person oder Gruppe in Verbindung kommen und zwischen Personen, bei denen dies von Kleinauf gegeben ist.
Aussenstehende sind oft erstaunt darüber, wenn Sie erfahren, dass destruktive Gruppierungen oft generatiosübergreifend arbeiten und gezielt im Kleinkindalter beginnen, Minderjährige zu prägen und zu „Nacheiferern/ Nachfolgern“ und zu neuen Gruppenmitgliedern zu erziehen. Meiner Erfahrung nach ist die Zahl derer, die erst im Laufe des Lebens mit solchen Gruppierungen in Berührung kommen geringer, als die Zahl derer, die schon als Minderjährige gewaltvolle Erfahrungen sammeln mussten (insbesondere in den höheren Rängen). Hiervon ausgehend müsste sich also eher die Frage stellen, wie jemand in einem solchen Umfeld aufwächst und welche Bedeutung dies für die kindliche Entwicklung und den weiteren Lebensverlauf haben wird bzw. welche Personen das Kind in die Gruppierung brachten und beeinflussten. Die Frage nach dem Beginn einer Mitgliedschaft oder einer (sexuellen) Ausbeutung ist hingegen bei Personen interessant, die erst später zu einer solchen Gruppierung hinzustossen, denn da macht ein Blick auf die Entwicklungsgeschichte und die Gründe Sinn. |
Wie steigt man aus? Kann man das schaffen?
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So zahlreich wie die Gruppierungen sind auch die individuellen Ausstiegswege. Ein Ausstieg ist in der Regel abhängig von den Gruppenzusammenhängen und der Position/ den Aufgaben, die ein Gruppenmitglied dort innehat, von dem Aussteiger selbst sowie von situationsgebundenen Aspekten.
Es gibt jedoch verschiedene Methoden, die sich bereits bei vielen Aussteigern bewährt haben, wie z.B. ein gut funktionierendes soziales Netz, Verhandlungen, das Hinterlegen von Informationen sowie eine psycho-soziale bzw. therapeutische Begleitung. Ein Ausstieg ist ein mühsamer, teilweise gefährlicher und oft lang andauernder Prozess. Nicht alle Menschen können einen Ausstieg schaffen, doch glücklicherweise gibt es viele Betroffene, die einen Ausstieg wagen, die nach Hilfe suchen und sich da herauskämpfen. Und viele dieser Menschen haben bereits Veränderungen und Verbesserungen erlebt. Ja, man kann einen Ausstieg schaffen!!! Und umso mehr dies in unserer deutschen Gesellschaft thematisiert wird, je mehr eine Offenheit wächst und die Bereitschaft, Aussteiger auf ihrem Weg zu unterstützen, desto mehr Hilfsangebote können weiter entstehen und desto leichter wird es für viele Betroffene werden, sich für einen Ausstieg zu entscheiden und diesen Weg – dann auch mit Unterstützung – weiterzuverfolgen und erfolgreich auszusteigen. |
Wie können Menschen so grausame Dinge tun?
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Die Frage nach dem Bösen in dieser Welt und die quälenden Warum- Fragen nach dem persönlichen Leid, der Versuch, das Unvorstellbare, das Grausame irgendwie zu fassen und einzuordnen, beschäftigt die Menschheit seit geraumer Zeit und noch immer steht man oft fassungslos davor und kann es nicht begreifen. Erklärungsversuche können das persönliche Leid nicht schmälern und von Verständnis allein gibt es keine Wiedergutmachung. Alle Erklärungsversuche können uns wohl kaum zufriedenstellen.
Gleichzeitig sollten wir nicht den Fehler machen, grausame Berichte und schlimme Begebenheiten beiseite zu drängen, zu ignorieren und totzuschweigen, denn davon werden solche Tatsachen nicht minimiert, es wird keine Abhilfe geschaffen und keine Prävention entwickelt. Das einizige, das wir dadurch erreichen, ist uns einen kurzen Moment Erleichterung zu verschaffen, weil wir unsere eigene Ratlosigkeit nun nicht mehr spüren, doch auf lange Sicht profitieren dadurch nur die Täter, weil sie weiterhin mit ihren schlimmen Taten fortfahren können, ohne dass jemand durch Aufmerksamkeit und weiterführende Fragestellungen ihnen ein solches Verhalten erschwert. Wenn man sich mit destruktiven Gruppierungen auseinandersetzt, wird man automatisch auch mit gewaltvollen, teilweise mit unvorstellbar grausamen Handlungen konfrontiert. Dies kann dazu führen, dass die eigenen Grenzen (emotional, die eigene Vorstellungskraft und Lebenswelt betreffend) berührt werden und man detaillierte Schilderungen kaum ertragen kann. Lässt man solch schreckliche Details näher an sich heran, wird das eigene Weltbild in Frage gestellt und Reaktionen stellen sich ein, wie: „Wenn das wirklich bei uns in Deutschland geschieht, warum wird darüber nicht gesprochen, warum erfährt man davon nichts?“ oder: „Das muss ja furchtbar sein. Wie kann man sowas nur überstehen?“ oder „Wenn das wirklich passiert ist, wieso hat niemand was bemerkt, wieso hat niemand eingegriffen?“ Die Frage nach dem Bösen, die Fassungslosigkeit darüber, wenn man plötzlich damit in Berührung kommt, führt oftmals schnell zu der Schuldfrage. Wie konnte es dazu kommen, dass so etwas passieren konnte? Wer trägt hierfür die Verantwortung. Manchmal gibt es dann auch einen Schuldigen, an dem man eine Tat festmachen kann und an dem sich „das Böse“ greifen lässt. Doch die Problematik liegt viel breitgefächerter, zumal es in dem Bereich der organisierten Gewalt, der rituellen Gewalt und der terroristischen Gewalt auch immer um mehrere involvierte Menschen geht. Daher sollten wir die Frage nach dem „ Bösen“ und folglich die Erklärungsansätze nicht nur bei einzelnen Individuen ansetzen, sondern dies mit dem System verbinden. Und zu den destruktiven Systemen, die es innerhalb unserer Gesellschaft (im Verborgenen) gibt, gehört auch die kritische Reflektion mit der Rolle der Gesellschaft, in der „das Böse“ ausgeübt wird. Werden schlimme Taten durch eine gesellschaftliche Ignoranz toleriert oder darf man die Schuldfrage nicht auf Kosten der gesellschaftlichen Rolle austragen, da verborgene Abläufe unbemerkt geschehen und sich dies der Kenntnis der Gesellschaft entzieht und somit gar nicht greifbar wird? Ich denke, um nachhaltige Fortschritte erzielen zu können, um „das Böse“ aufzudecken und einzudämmen, braucht es mehr Verantwortungsbewusstsein und Aufmerksamkeit von der Gesellschaft und ebenfalls die Bereitschaft einzelner Gruppenmitglieder, sich ins Gewissen reden zu lassen, sich den normalen sozialen gesellschaftlichen Regeln und Werten anpassen zu wollen und mit den destruktiven Machenschaften der gewaltvollen Gruppierung brechen zu wollen. Nur durch den Einsatz von beiden Seiten wird es ein „mehr“ an Gewaltfreiheit und ein Abnehmen von Gewaltausübungen in unserer Gesellschaft geben. Wir können destruktive Systeme nicht abschaffen, aber wir können sie eindämmen und dies gelingt nicht durch Ignoranz, sondern durch die Beschäftigung mit den Vorkommnissen dieser destruktiven Systeme. |
Warum hat niemand was gemerkt? Warum hat niemand geholfen?
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Oft ist es so, dass viele kleinere Auffälligkeiten und Unstimmigkeiten bemerkt wurden. Und manchmal wurden solche Beobachtungen missverstanden oder ihnen keine weitere Bedeutung beigemessen. Für vieles gibt es Anzeichen, die sehr wohl wahrgenommen wurden, doch leider bleibt vieles wenig greifbar und in den meisten Fällen reichen kleinere Beobachtungen nicht aus, um beherzt eingreifen zu können.
Und wenn sich dann doch mal jemand überwindet und versucht etwas dagegen zu tun, gibt es ganz schnell spürbaren Gegenwind, es fehlt an Unterstützung, man dreht sich im Kreis oder man scheitert schlichtweg. Es ist nicht leicht, aktiv zu werden und zu helfen, wenn Täterkreise verdeckt und geschickt vorgehen und die Opfer zu ängstlich und eingeschüchtert sind, um detailliertere Angaben zu machen und bei einem Vorgehen gegen die Täter dauerhaft mitzuhelfen. Ebenfalls sind nicht alle Auffälligkeiten eindeutig oder können bei einer Begutachtung von einem Jugendamt oder einem Gericht bestehen. Es gibt also vielerlei Hürden, die es wohlwollenden Aussenstehenden schwer machen, einzugreifen und zu helfen. Doch immer mal wieder gibt es auch Erfolge zu verbuchen und einem einzelnen Kind, einer betroffenen Frau oder gar einer ganzen Familie konnte geholfen werden. Anzeichen und kleinere Beobachtungen können ausschlaggebend sein und zu einem genaueren Hinsehen einladen. Es ist gut, solchen Wahrnehmungen nachzugehen und (sorgsam) aktiv zu werden, denn mit kleineren Merkmalen fängt es in der Regel an. Nur wenige haben das Glück, dass Gewalttaten offensichtlich werden, dass Täter folgenschwere Fehler machen und überführt werden. Überwiegend muss man sich mit den kleineren Hinweisen begnügen. Doch wer weiss, worauf er zu achten hat, wie solche Täter arbeiten und wie man Betroffenen Brücken schlagen kann, damit sie Hilfsangebote annehmen können, ist klar im Vorteil und kann entscheidende Hilfestellungen anbieten. |
Woran kann man die Täter erkennen? Wie sehen die denn aus?
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Jeder, der anfängt, sich mit dieser Thematik zu beschäftigen, kommt irgendwann an den Punkt, an dem er das Bedürfnis verspürt, sich selbst schützen zu wollen. Wer die Tatsache an sich heranlässt, dass es solche Täter wirklich gibt – und nicht nur irgendwo ganz weit weg, sondern auch hier bei uns, in unmittelbarer Nähe – der sucht nach Anzeichen und Merkmalen, wie man diese Täter ausfindig machen kann. Die Frage, wie man solche Täter erkennen kann, ist dann oft einerseits mit dem eigenen Schutz- und Sicherheitsgefühl verbunden, wie auch mit dem Bedürfnis gegen solche Personen vorzugehen. „Man muss doch irgendetwas machen können“ …, um aus der eigenen Hilflosigkeit herauszukommen …, um die Situation wieder kontrollieren zu können …, um das Gerechtigkeitsempfinden wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Wenn man sich an dieser Stelle dann nicht abwendet, sondern das Spannungsverhältnis aushält, müssen die meisten Menschen leider an dieser Stelle sehr schnell eine Ernüchterung erfahren, denn es ist schwer solche Täter zu greifen, zu überführen und zu bestrafen. Selbst wenn man einen einzelnen Täter für eine Handlung vor Gericht bekommen sollte, ist dies nur ein kleiner Erfolg, denn es gibt immer noch viele Täter, die frei herumlaufen und weitermachen. Das System wurde dadurch nicht verändert. Doch woran kann man diese Täter denn erkennen, wo sind sie zu finden? Solche Täter findet man in allen gesellschaftlichen Schichten, in allen Berufsgruppen und in allen Bundesländern. Man findet sie bei der Polizei, in der Politik, in der evangelischen Kirche, in der katholischen Kirche und in freien Gemeinden, genauso wie bei den ganz einfachen Bürgern. Täter können sowohl Frauen, als auch Männer sein und in der Regel gibt es in einer kriminellen Gruppierung sowohl Frauen, als auch Männer, die zu den Gruppenmitgliedern zählen. Ebenfalls gibt es viele „Helfers- Helfer“, also Personen, die Wissen über solche Taten und Gruppenmitglieder haben, die jedoch aus Angst schweigen oder evtl. kleinere Gefälligkeiten für diese Personen übernehmen. Weiter müssen leider auch Kinder, die in solchen Gruppierungen gross geworden sind, bereits schon als Minderjährige teilweise zu Mittätern und Tätern gezählt werden. Je nach Gruppierung gibt es äussere Merkmale, die man erkennen kann. Denn den Gruppenmitgliedern, die Hilfe holen wollen und sich von der Gruppierung entfernen, denen wird nachgestellt, die werden bedroht und solche Formen der Kontaktaufnahme sind teilweise nach Aussen hin auch zu bemerken. Das ist von Gruppe zu Gruppe unterschiedlich, doch in der Regel werden kleine, äussere Signale benutzt (Postkarten mit einem bestimmten Motiv, Zeitungsartikel, Handzeichen, Hupzeichen, ein bestimmter Sprachrhythmus oder ein gezielter Satz mit einer Doppelbotschaft…) und wer solche äusseren Hinweise richtig deuten kann, weiss um die Zusammenhänge. Die besten Hinweise zu den Vorgehensweisen dieser Gruppierungen und den Gruppenmitgliedern können natürlich die Betroffenen selbst und ihre Helfer geben. Betroffene haben Insiderwissen und Erfahrungswissen und ihre Helfer kennen Details und haben oft ein fundiertes Wissen über die Täterstrategien und die Ausstiegsverläufe. Wer also mehr darüber wissen möchte, sollte genau hinhören, wenn Betroffene etwas hierzu zu sagen haben und sich mit denen auszutauschen, die Aussteiger begleiten, wird sehr bereichernd sein. Doch es wird niemals möglich sein alle Täter zu benennen und für einen 100%- igen Schutz zu sorgen. Es wird immer nur Bruchstücke geben, die man erfährt und woran man sich orientieren und solche Täter erkennen kann. Ein Stück weit Unkenntnis und Unzufriedenheit wird leider immer bestehen bleiben. |
Wie kann man helfen?
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Wir würden in diesem Bereich viele Fortschritte erzielen, wenn immer mehr Menschen bereit wären, sich zu interessieren, Fragen zu stellen, sich zu informieren und eine Offenheit entwickeln würden. Wer bereit ist, sich mit der Tatsache auseinander zu setzen, dass es hier in Deutschland solche Gruppierungen gibt, dass die Täter mitten unter uns wohnen, und dass in unseren deutschen Kitas und Schulen die Opfer zu finden sind, dann besteht die Chance, dass immer mehr Menschen einen Blick dafür entwickeln, wer möglicherweise Hilfe benötigt und wer sich evt. auffallend verhält.
Ein genaues Hinsehen und Hinhören, ein Nachfragen und ein Sich- damit- Auseinandersetzen sind die Grundlagen für Veränderungen. Wer nicht weiss, wie er ein Opfer erkennen soll, worauf soll er dann achten? Wenn Hinweise falsch gedeutet werden, weil das Wissen über die Vorkommnisse und die Vorgehensweisen der Täter fehlen, wie soll derjenige effektiv helfen? Wir brauchen Menschen, die bereit sind, der Sache nachzugehen. Doch wer angefangen hat, sich hierzu Wissen anzueignen und offen ist für die Betroffenen, der wird einen tieferen Einblick in die Thematik erhalten und wird erleben, dass die Schilderungen der Betroffenen wahr sind und wer schon mal persönlichen Kontakt zu einem Gewaltopfer hatte, der weiss um die Folgen, die schlimme Gewalterfahrungen nach sich ziehen und der kennt auch die (tiefgreifenden) Veränderungen, die bei dem Heilungsweg oftmals zu sehen sind. Ich persönlich denke, dass es hilfreich wäre, wenn diese Thematik von mehreren Personen und Institutionen auch öffentlich aufgegriffen würde, denn dies sorgt für Diskussionen und Aufmerksamkeit und wer informiert ist, der kann auch aktiv werden und handeln. Was den einzelnen Betroffenen dann hilft, ist abhängig von der Situation des Einzelnen und von dem aktuellen Stand. Geht es um eine minderjährige Person oder um eine Erwachsene? Ist die Person ledig oder verheiratet. Befindet sie sich noch mitten in der Gewalt oder konnte sie sich ohnehin schon etwas von dem Täterkreis distanzieren? Kann sie alleine wohnen und sich selbst versorgen oder benötigt sie eine intensivere Begleitung? Wo auch immer der Einzelne steht: das Wissen über Tätermethoden, Ausstiegsverläufe und über traumatherapeutische Abläufe (Stabilisierung, Traumafolgen, Täterkontakt- Abbruch, emotionale Abhängigkeiten, Loslösung von Ideologien…) bilden eine gute Grundlage, um Betroffenen als Laie, als Freund und Bekannter oder als professioneller Helfer zur Seite zu stehen. |
Kann man denn so schwere Gewalterfahrungen überwinden?
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Gewalt hinterlässt immer Spuren, mal mehr- und mal weniger sichtbar. Glücklicherweise verfügt die menschliche Psyche über eine Vielfalt an Abwehr- und Schutzmechanismen sowie über Ressourcen, die während der erlebten Gewalt dem Schutz der Opfer dienen und ihnen ihr Überleben sichern und ebenfalls ist es möglich auf die Ressourcen im Rahmen des Heilungsprozesses zurück zu greifen.
Bei manchen Betroffenen sind die Folgen tiefgreifender, als bei anderen. Manche können während ihres Ausstieges weiterhin vollkommen funktionstüchtig bleiben und berufstätig sein und eigenständige leben, und andere müssen sich krankschreiben lassen, werden berentet und müssen zeitweise von Fachpersonen versorgt werden. Manche Wunden heilen mit der Zeit und andere bleiben. Es gibt einiges, das nicht wieder gutzumachen ist und anderes, das sich verändern und sichtbar verbessern kann. Die Erfolge, die Potentiale und Möglichkeiten und somit auch die angestrebten Ziele können daher sehr variieren. Bei einigen Gewaltopfern ist weniger möglich und auch nur in sehr kleinen, überschaubaren Schritten, während bei anderen Betroffenen die Veränderungen deutlicher sind und man es ihnen nach Aussen hin nicht ansieht, dass sie jemals Gewalt erlebt haben könnten. Das kann sehr verschieden sein. Und ich finde, dass es sich auf jeden Fall lohnt diesen Weg zu gehen und es wenigstens zu versuchen: zu heilen und da raus zu kommen, denn drinne bleiben ist meines Erachtens viel Schlimmer und es gibt leider nur diese beiden Alternativen: drinne bleiben und alles so zu lassen, wie es ist oder sich dort rauszukämpfen und wenigstens zu versuchen, weiterzukommen und Hilfe zu finden. Und Hilfe gibt es glücklicherweise. Manchmal muss man länger suchen, doch irgendwann findet man eine Person, die einem für eine gewisse Zeit eine Stütze ist und die in einer bestimmten Situation etwas Hilfreiches oder Entlastendes anbieten kann. Wenn die Täter mitten unter uns leben, sind die gefährlich? Wie gefährlich sind die denn? Und wie kann man sich schützen? Ja, diese Täter können mitunter sehr gefährlich sein, doch auch hier muss man differenzieren. Nicht jeder Täter ist ein Schwerverbrecher und Mörder und nicht jede Grupppierung ist in schlimmere Straftaten verwickelt. Weiter muss man zwischen Tätern unterscheiden, die gelegentlich oder halbherzig mitmachen und zwischen solchen, die eine aktivere Rolle einnehmen und die sich bewusst dazu entschlossen haben, mit ihren schlimmen Taten fortzufahren. Ebenso geht es hier auch um die Frage für wen es gefährlich werden könnte und wann. Sollte ein Aussenstehender Beobachtungen machen, die auf eine Straftat durch eine Gruppierung hinweisen, wäre es klug, sich mit anderen zusammen zu tun und wenn möglich (aus sicherer Distanz) für Beweise zu sorgen, bevor man gegen Gruppenmitglieder vorgeht. Im Zusammenschluss mit anderen kann man mehr erreichen und für die eigene Sicherheit und die Sicherheit anderer sorgen. Schliesslich bleibt noch zu erwähnen, dass solche Gruppierungen gerne mit Einschüchterungen arbeiten. So ist jeder gefragt, herauszufinden, ob eine Situation nun tatsächlich gefährlich ist und man ernsthaft zu Schaden kommen könnte, oder ob es eher darum geht, in Angst versetzt zu werden, damit man ein bestimmtes Verhalten nicht weiter fortsetzen wird. |
Sind Helfer auch in Gefahr und müssen befürchten nun von Tätern angegriffen oder bedroht zu werden?
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Auf diese Frage gibt es keine pauschale Antwort, denn eine Gefährdung oder das Mass an Sicherheit sind auch immer abhängig von der jeweiligen Situation. Generell sind es nicht die Helfer, an denen die Täter interessiert sind, sondern die Betroffenen, denn sie sind die Zeugen mit dem Insiderwissen, die möglicherweise dieses Wissen weitertragen könnten und für eine weiterführende Untersuchung sorgen könnten. Doch es gibt Momente, die durchaus für Helfer ebenfalls gefährlich werden können, insbesondere wenn es um minderjährige Gewaltbetroffene geht, die nun gerade „aus dem System“ herausgeholt werden sollen. Manche Situationen können ein gewisses Bedrohungsrisiko erhöhen und es macht sicherlich Sinn, dies im Hinterkopf zu behalten und dies in den Begleitungsprozess mit einzubinden. Doch in den meisten Fällen werden nicht die Helfer, sondern die Betroffenen bedroht und es ist gut, sich keinesfalls davon abhalten zu lassen, Betroffenen helfen zu wollen.
Bitte überwinden Sie Ihre Sorgen und Ängst. Bitte lassen Sie sich nicht einschüchtern oder abschrecken. Ja, es gibt Momente, in denen Fragen auftauchen und wo es einem ein bisschen unheimlich werden kann, aber höchstwahrscheinlich sind Sie nicht das Ziel und sollen höchstens eingeschüchtert werden. Lassen Sie sich bitte nicht von den Tätern täuschen und in die Irre führen. Schütteln Sie Ängste ab, aber gehen Sie umsichtig mit Ihrem inneren Warnsystem um. Verlassen Sie sich auf Ihre Intuition und überlegen Sie sich am besten im Vorfeld, wie Sie mit einer Drohung umgehen würden, falls Sie jemals eine Drohung erreichen sollte. Wer gut eingebunden ist, hat voraussichtlich einen besseren Stand, als jemand, der alleine arbeitet. Und vielleicht fällt Ihnen die ein oder andere Sicherheitsvorkehrung ein, die Sie generell in Ihre Arbeit einbinden können, ob Sie die nun brauchen oder nicht, wie z.B. Personen aus Ihrem Umfeld darüber zu informieren, dass Sie mit Aussteigern in Kontakt sind, oder falls sich eine Situation tatsächlich mal zuziehen sollte, können ganz konkrete Absprachen mit anderen sinnvoll sein und nicht zuletzt haben Sie auch immer die Möglichkeit sich bei der Polizei zu melden und dort um Rat zu fragen (Einschätzung einer bedrohlichen Situation, Schutzmöglichkeiten, Ansprechpartner in der Nähe…). |
Ist es gefährlich eine Anzeige zu erstatten? Soll man den Betroffenen davon abraten oder sie zu einer Anzeige ermutigen?
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Diese Frage ist schwer zu beantworten. Ich finde, dass Betroffene oft selbst einen ziemlich guten Überblick haben, über das was geht, und das was gefährlich oder unmöglich wäre. Ebenso finde ich, dass es jedem Betroffenen selbst überlassen werden sollte, ob er zu einem Zeitpunkt eine Anzeige erstatten möchte oder nicht. Für manche ist dies ein sinnvolller Weg und für andere wäre dies undenkbar oder brächte tatsächlich mehr Nachteile als Vorteile mit sich. Die Situation in Deutschland sieht zur Zeit leider noch eher so aus, dass die Chance mit juristischen Schritten gegen solche Täterkreise vorzugehen, sehr gering ausfällt. Dies führt dazu, dass es Fachpersonen gibt, die hierum wissen und die deshalb ihren Klienten davon abraten eine Anzeige zu erstatten, um sie vor einer Enttäuschung zu bewahren. Allerdings ist gerade eine Anzeigenerstattung auch ein Punkt wodurch sich eine Situation verschärfen kann und so haben viele Helfer hier auch einfach Sorge um die Sicherheit ihrer Klienten, der genannten Zeugen oder ihrer eigenen Sicherheit. Manchmal dient eine Anzeige eher am Ende eines Ausstiegsprozesses dem Heilungsprozess eines Betroffenen, indem er ein letztes Mal Verantwortung übernimmt und die Täter beim Namen nennt, das erlebte Leid schildert und sich hierüber von der Vergangenheit ein gutes Stück löst. Und vielleicht wird es irgendwann hier bei uns in Deutschland mal einen Fall geben, der öffentlich wird, wo es evtl. Beweisfotos geben wird oder wo ein Versteck aufgedeckt wird, was dafür sorgt, dass viele Menschen ins Nachdenken kommen und mit ganz viel Glück wird es einzelne Fälle geben, bei denen einige Täter verhaftet und verurteilt werden können, doch auch dies werden leider nur kleinere Erfolge sein. Wichtig ist vorallem eine Haltung einzunehmen, die von Gewaltfreiheit und Respekt geprägt ist und die sich an die Seite der Betroffenen stellt- ob mit oder ohne juristische Schritte – denn einen Ausstieg kann man auf vielerlei Wege voranbringen und wer sich an die Seite der Betroffenen stellt, beendet damit gleichzeitig die Unterstützung der Täterkreise. |
Und die Polizei, warum tut die nichts? Kann die da nichts machen?
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Wer davon erfährt, dass es mehrere Täter geben soll und was für schlimme Sachen geschehen, der wünscht sich, dass da schnell eingegriffen wird und schnell mal jemand „die Bösen“ stoppt. Und ganz schnell kommt man dann auf die Idee: „Die Polizei muss her. Die sind doch dazu da, um Verbrecher zu verhaften. Sollen die halt ermitteln.“ Doch ganz so einfach ist dies leider nicht.
Wir haben einerseits in Deutschland einen Polizeikräfte- Mangel, insbesondere scheint es wenige erfahrene Fachpersonen in diesem Bereich zu geben, die auch Kapazitäten haben, um gegen kriminielle Gruppierungen – auch langfristig – zu ermitteln. Und weiter sind Polizisten auch immer auf Hinweise von der Bevölkerung und auf Zeugenaussagen angewiesen. Nun gibt es gerade in diesem Bereich, wo es um Schwerverbrecher geht, die man oft nicht richtig einordnen kann (wie gefährlich sind die denn, wenn ich mich da jetzt einmische, kann mir dann was passieren…), einen entscheidenden Faktor, der Menschen davon abhält wichtige Beobachtungen der Polizei zu melden: nämlich ANGST. Sowohl Aussenstehende als auch Betroffene haben in der Regel Angst und wenden sich aus Angst nicht mit Informationen an die Ermittler. Somit fällt ein wesentlicher Anteil an Hinweisen allein dadurch weg und wenn den Ermittlern dann noch die Hände gebunden sind, weil sie in solchen Fällen nicht verdeckt ermitteln dürfen, sondern lediglich die angegebenen Zeugen befragen, dann ist es schwer an beweisbares Material zu gelangen und es läuft in der Regel darauf hinaus, dass Verfahren im Sande verlaufen oder höchstens gegen einen Einzeltäter ermittelt wird, jedoch nicht gegen eine Gruppierung. Dies wäre umfangreicher und man bräuchte dafür mehr Personal. Wer gerne hätte, dass die Polizei eingreifft, sollte sich vor Augen führen, dass für eine polizeiliche Ermittlung immer auch Beweise oder eindeutige Ermittlungsansätze gegeben sein müssen. Die Betroffenen sind allein meistens nicht in der Lage für Beweise zu sorgen. Daher wäre die Frage an Sie, ob Ihnen etwas einfiele, wie man an Beweise kommen könnte – ohne die Betroffenen dadurch zu gefährden. Es ist leicht mit dem Finger auf die Polizei zu zeigen und zu fragen: „Warum tut die denn nichts?“ und es ist immer schön, wenn sich um solche Fragen jemand anderes kümmert und Verantwortung übernimmt. Doch wer intensiver über solche Vorkommnisse nachdenkt, muss einräumen, dass es alles andere als leicht ist, eine kriminelle Bande zu stoppen und gegen solche Täter vorzugehen. Da bräuchte es von verschiedenen Seiten mehr Einsatz. Schlussendlich gibt es hier ein Zusammenwirken von dem, was die Betroffenen uns mitteilen, den Kapazitäten und der speziellen Weiterbildung der Ermittler und dem, wie wir als Gesellschaft darauf reagieren. Da muss man leider auch mal fragen: „Ist unsere deutsche Gesellschaft denn bereit, sich hiermit auseinanderzusetzen? Darf es die Tatsache der kriminellen Gruppierungen hier in Deutschland geben und möchten wir solche Schilderungen überhaupt hören und die Beweise sehen?“ Mir scheint, es ist noch ein weiter Weg, den wir allesamt zurücklegen müssten, um soweit zu kommen, dass das hier in Deutschland wirklich sein darf. Genau das ist mein Wunsch, dass wir hier weiterkommen und wir anfangen hierüber zu reden und nachzudenken. Und dafür lohnt es sich, aufzustehen und einiges an Widerstand und Vorwürfen oder Unglauben/ Unwissen auszuhalten. Wie schön wäre es, wenn wir in ein paar Jahren einige Fortschritte vermerken könnten. |
Wie kann man denn die Täter stoppen?
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Ich denke, dass ein sehr wirksames Mittel die Aufdeckung von Tätermethoden und Täterstrategien sein kann. Denken Sie nur mal an die „Lover Boy“- Methode. Diese Methode wurde beobachtet und erkannt, welche Bedeutung und Folgen diese Vorgehensweise der Täter hat. Dann wurde darüber informiert und aufgeklärt, so dass die Menschen nun die Möglichkeit hatten, sich zu schützen bzw. sofort eine Meldung zu machen, falls ihnen etwas derartiges aufgefallen sein sollte. Information und Aufklärung, das Wissen über Täterstrategien bietet also Schutz und Vorsorge. Genau diese Aufdeckung kann dazu führen, dass die Täter umdisponieren müssen, da sie diese Methode nicht länger anwenden können, weil die (öffentliche) Aufmerksamkeit der Bevölkerung darauf gerichtet ist und die Täter so schneller entdeckt würden, wenn sie hiermit fortfahren würden. So bleibt ihnen erstmal nur der Rückzug.
Generell mögen solche Gruppierungen es nicht, wenn man ihnen auf die Schliche kommt, wenn Methoden und Verstecke an die Öffentlichkeit geraten und die Bevölkerung aufmerksam hinschaut. Gerade deshalb wäre es schön, wenn wir in unserer Gesellschaft vermehrt über die verschiedenen Aspekte solcher Gruppierungen reden und auch in den Medien berichten würden. Dies bildet die Grundlage für eine intensive Auseinandersetzung mit diesen Vorkommnissen, dies sensibilisiert die Bevölkerung, die dann wiederum besser weiss vorauf sie achten kann und somit auch eingreifen und z.B. der Polizei wichtige Hinweise geben kann und dies kann die Tätergruppen so sehr unter Druck setzen, dass sie zu Fehlern gezwungen werden und darüber auch strafrechtlich verfolgt und gestoppt werden können oder sich immer weiter zurück ziehen müssen. Der Opferschutz und die Opferhilfe stellt einen weiteren hilfreichen Schritt dar, um die Verbrechen im organisierten Rahmen zu schwächen. Denn jedes Opfer, das rauskommt, sorgt für Aufruhr, einen Riss im System. Jeder, der Opfern hilft, kann allein dadurch das kriminelle System etwas schwächen. Ein Ausstieg benötigt ein Umdenken der Betroffenen und ein Sich- Abwenden von den kriminellen Zusammenhängen. Wenn wir also auch an Angeboten für Gruppenmitglieder (Täter, Mittäter) arbeiten würden und ihnen Ausstiegshilfen und Schutzmöglichkeiten anbieten könnten, hätte dies bei einigen Betroffenen sicherlich den Effekt, dass sie früher über einen Ausstieg ernsthaft nachdenken würden und auch eher bereit wären, einen Ausstieg konsequent durchzuziehen. Mit dem Material, das man von diesen Aussteigern dann ebenfalls erhalten würde (Treffpunkte, Mitglieder, Methoden…), käme man bei der Planung eines Polizei- Einsatzes oder der Schulung von Mitarbeitern und dem Bereitstellen von weiteren Hilfsangeobten sehr gut voran. Deshalb wäre es äusserst wichtig, dass Information- und Beratungsangebote niederschwellig und breitgefächert angeboten werden könnten sowie weiterführende Ausstiegshilfen entstehen würden. Und schliesslich sind kriminelle Gruppierungen natürlich ebenfalls durch gesetzliche Verschärfungen und durch polizeiliche Ermittlungen zu schwächen und zu stoppen. Doch auch hier ist es noch ein langer Weg bis tiefgreifende Veränderungen und Verbesserungen möglich sind. Ich würde mir sehr wünschen, dass Themen wie organisierte und rituelle Gewalt an allen Fachschulen und Studiengängen (Polizei, Erziehung, Sozialpädagogik, Jura, Psychologie…) verpflichtend sein würden und die öffentlichen, wie auch die sozialen Medien vermehrt über diese Thematik berichten würden, denn das alles dient der Verbrechensbekämpfung und kommt den Opfern und Aussteigern zu Gute. Es gibt eine Vielzahl an weiteren Faktoren, die hilfreich wären, um die organisierte Kriminalität zu stoppen. So wäre es z.B. gut, die Quellen und Lieferwege für Medikamente, Drogen und Waffen zu erkennen, die Schleusungswege im Menschenhandel zu offenbaren, die Verstecke aufzudecken und an die „schwarzen“ Konten zu gelangen. Ebenfalls würde es zu einem unglaublichen Fortschritt führen, wenn solche Zugriffe, Beweise und Ermittlungserfolge mehr im Fokus der Berichterstattung stünden. Es gibt noch viel zu tun, doch es gibt unglaublich viele Möglichkeiten, wie man sich einsetzen und helfen kann, und wie man entschieden Einfluss nehmen kann auf die gesellschaftlichen Strömungen und die weitere Entwicklung. |
Welche Therapie hilft bei sowas?
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Da viele Menschen innerhalb solcher Gruppierungen traumatische Erfahrungen machen müssen, ist bei vielen eine trauma- orientierte Behandlung angeraten. Je nachdem, wie ausgeprägt die traumatischen Erfahrungen waren, ist eine Therapie sinnvoll, die sich mit komplexen Traumatisierungen beschäftigt und falls der Bereich der Rituellen Gewalt mit hinzukommt, wäre es gut, hier ebenfalls auf eine Fachperson zu treffen, die sich mit diesem Gewaltbereich auskennt.
Manche Betroffenen benötigen lediglich eine kurzzeitige, niederschwellige Unterstützung und andere lassen sich mehrjährig beraten und therapieren. Es gibt die Möglichkeit sich ambulant helfen zu lassen oder auch für einige Zeit in einer Einrichtung behandelt zu werden. Oft werden verschiedene Hilfsmassnahmen benötigt, die sich gegenseitig ergänzen. Das ist von Fall zu Fall sehr verschieden. |
Gibt es Minderjährige in deutschen Bordellen?
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Ja, es gibt Minderjährige in deutschen Bordellen. Und Bordelle sind nicht der einzige Ort, an dem Minderjährige zu Sex- Sklaven gemacht werden und zu sexuellen Handlungen gezwungen werden. Ich selbst wurde als Minderjährige in deutsche Bordelle, in Striplokale und in Hotelzimmer gebracht sowie an weitere Orte, um dort Kunden zu bedienen und habe dort auch weitere Kinder zu sehen bekommen, die wie ich an solchen Orten zu sexuellen Handlungen gezwungen wurden. Daher kann ich mit 100%- iger Sicherheit sagen: Ja, es gibt Minderjährige in deutschen Bordellen und an weiteren Orten, die hier bei uns in Deutschland sexuell ausgebeutet werden. Scheinbar haben sich im Laufe der Zeit einige Aktivitäten verlagert, so dass nun vermehrt in privaten Häusern und Wohnungen Treffen mit Freiern arrangiert werden. Dies hat es zu meiner Zeit bereits auch schon gegeben, nur lief dies damals etwas verdeckter. Für mich ist diese Variante also nichts Neues und wird nun wohl aber auch von Aussen bemerkt, da die Privatisierungen etwas offener laufen, als zuvor. Allerdings werden dort, wo kleine Kinder als Sex- Sklaven missbraucht werden, nicht unbedingt äussere Zeichen an den Wohungen und Häusern angebracht… |
Gibt es Rituelle Gewalt überhaupt? Hier bei uns in Deutschland?
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Rituelle Gewalt gibt es in vielen Länder, auch in Deutschland. Den meisten Tätern sieht man es nach Aussen hin leider nicht an, dass sie zu einer Gruppierung gehören, die rituelle Gewalt ausübt. Wer schon mal Schilderungen gehört hat von z.B. satanischen Ritualen, der wird evtl. erschrocken sein über die Brutalität und Grausamkeit und sich fragen, ob das wirklich so stattgefunden haben kann und wie es kommt, dass so etwas Schlimmes (immerhin geht es immer wieder um die Ermordung von Menschen) nicht aufgedeckt werden kann.
Allen diesen Fragen und Widerständen, aller Unvorstellbarkeit zum Trotz kann ich nur sagen: Ja, rituelle Gewalt in Deutschland gibt es wirklich und es werden tatsächlich in u.a. satanischen Ritualen Menschen ermordet. |
Stimmt es, dass Satanisten Menschen opfern?
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In manchen satanischen Ritualen werden Menschen geopfert, doch es gibt auch weitere satanische Rituale, wo eher andere Dinge im Vordergrund stehen. Weiter gibt es auch andere Gruppierungen, die Menschen opfern, nicht nur im Rahmen von satanischen Ritualen. Weiter ist es gut zu wissen, dass oft die Kennzeichung „satanisches Ritual, satanischer Feiertag“ von einer Gruppierung bzw. von einigen Gruppenmitgliedern nur vorgeschoben wird, und die Gründe für ein Tötungsdelikt ganz wo anders liegen.
Mord ist Mord und hier bei uns in Deutschland sterben Menschen, weil es Personen gibt, die sich lebensverachtend verhalten und das Leben dieser Menschen zerstören. Es ist schrecklich, dass das geschieht. Es ist traurig. Doch so lange hier in Deutschland nicht genau darüber geredet werden darf, solange wir nicht bereit sind, Fragen zu stellen und Antworten einzufordern (wo ist denn die vermisste Person, wie kann ein Mensch unbemerkt spurlos verschwinden…?), solange wir den Hinweisen der Betroffenen nicht nachgehen und solange es keine verdeckten Ermittlungen sowie Beweissicherungen gibt, werden diese kriminellen Handlungen ungestraft weitergehen – und das unabhängig davon, ob wir uns damit beschäftigen wollen oder nicht. Durch Ignoranz werden Straftäter und rituelle Tötungen nicht gestoppt. Dies hilft nur den Tätern. |
Was ist mit Täterkontakt gemeint?
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Mit Täterkontakt wird in der Regel die Kontaktaufnahme von Betroffenen zu Tätern gemeint und die damit einhergehenden negativen Erfahrungen (Manipulationen, Einschüchterungen, Therapie- Sabotage, Verbote, Gewalt…).
Im Rahmen eines Ausstiegs kann es bei Betroffenen dazu kommen, dass sie sich zwar aus den Gewaltzusammenhängen rausarbeiten und bereits Kontakt zu Helfern aufgenommen haben und auch schon Fortschritte erzielen konnten, und dennoch kann es gleichzeitig immer mal wieder oder regelmässig zu Kontakten zu dem Täterkreis kommen. Manchmal laufen diese Kontakaufnahmen unbewusst ab und werden von den Betroffenen verdrängt. Manchmal gibt es teilweise Wissen darum und den Betroffenen ist verstandesmässig klar, dass es gut wäre, den Kontakt abzubrechen, doch emotional (oder aus anderen Gründen) sind sie zu diesem Schritt noch nicht in der Lage. Da die Einflussnahme durch diesen Täterkontakt natürlich auch Einfluss auf die Hilfsmassnahmen nimmt, versuchen Hilfspersonen oft zwischen „Klienten mit Täterkontakt“ und zwischen „Klienten ohne Täterkontakt“ zu unterscheiden. Dies dient einerseits der Abschätzung der eigenen Kapazitäten (kann ich jetzt noch einen Klienten betreuen, der auch aktuell noch Gewalt erlebt und von Tätern manipuliert wird) und der Einschätzung der Situation des Betroffenen, um anhand dessen dann eine Behandlung anzusetzen. Mit Täterkontakt kann aber ebenfalls die Frage gemeint sein, ob die Betroffenen noch Belästigungen und Nachstellungen durch den Täterkreis erleben oder nicht. Eine Kontaktaufnahme muss in diesem Bereich nicht nur von den Betroffenen ausgehen, sondern kann auch aufgrund der Aktivität und der Bemühungen des Täterkreises herrühren. Ebenso kann der Kontaktabbruch von den Betroffenen nicht immer dafür sorgen, dass sich die Täter dann zurückziehen. Wenn eine Betroffene also bemerkt, dass Gruppenmitglieder Kontakt mit ihr aufnehmen wollen und sie geht nicht darauf ein und bleibt auf Distanz, ist damit noch nicht sichergestellt, dass die Täter dies ebebenso handhaben. So können Betroffene trotz eines konsequenten Kontaktabbruchs weiterhin von Tätern belästigt und „verfolgt“ werden. Glücklicherweise gibt es viele Wege, wie man zu mehr Stabilität, zu mehr Erkenntnis und hilfreichem Wissen und zu mehr äusserer und innerer Sicherheit gelangen kann, so dass man trotz aller Kämpfe, die ein Distanzaufbau zu dem Täterkreis mit sich bringt, dennoch ein weitestgehend sicheres und befreites Leben führen kann. |
Warum dauert ein Ausstieg so lange?
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Es ist nicht zwangsläufig so, dass ein Ausstieg ewig lange andauern muss und gefährlich oder kompliziert werden muss. Doch in der Regel geht es hier eher um Prozesse, die einige Jahre in Anspruch nehmen.
Das liegt zum Einen daran, dass es eine innere, psychische Entwicklung geben muss, um sich innerlich wie äusserlich von der Gruppierung distanzieren zu können. Und das braucht seine Zeit. Zum Anderen wirken viele Faktoren auf die Gesamtsituation ein, die mitberücksichtigt werden müssen: die berufliche und finanzielle Situation, das familiäre Umfeld, das Gruppengefüge und die Gruppendynamik, die Rolle und Aufgaben, die der Aussteiger innerhalb der Gruppierung hatte und die individuellen Folgen der Gewalt. Ebenso ist es entscheidend, ob ein Aussteiger in seinen Ausstiegsbemühungen unterstützt wird und wie sehr die Gruppierung diesen Ausstieg verhindern möchte. Es gibt Aussteiger, die recht schnell uninteressant für eine Gruppierung werden und wo sich die Gruppenmitglieder zurückziehen und nicht weiter nachsetzen. Es gibt Fälle, da ist das Bedrohungsszenario höher und die Hilfsangebote sind rar. Und nicht zuletzt bringen Aussteiger unterschiedliche Ressourcen mit, die die Dauer eines Ausstiegs auch mitbeeinflussen können. |
Wird den Aussteigern wirklich nachgestellt oder handelt es sich bei solchen Schilderungen von Betroffenen eher um Halluzinationen etc.?
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Es ist leider so, dass es eine Vielzahl an verdeckten und offenen Nachstellungen, Belästigungen und Bedrohungen im Rahmen eines Ausstiegs geben kann. Viele dieser Aktivitäten seitens des Täterkreises dienen der Abschreckung und der Einschüchterung, doch manchmal kann es höhere Risiken und Gefahren für Aussteiger geben.
Daher ist es sinnvoll diese Nachstellungen mit in die Ausstiegsbegleitung und die Beratungsangebote hineinzunehmen, anzusprechen und während des gesamten Prozessses im Blick zu behalten. Es kann selbstverständlich auch Momente geben, in den sich ein Aussteiger innerlich bedroht fühlt und ängstlich reagiert, obwohl sich die äussere Situation ungefährlicher gestaltet als wahrgenommen. Die Einschätzung zwischen einer tatsächlichen Gefährdung einer Person und zwischen dem subjektiven Empfinden sowie die Abwägung von Bedrohungssituationen (wird hier nur gedroht im Sinne von „ein bisschen Angst machen“ oder wird jetzt eine negative Konsequenz erfolgen und müsste jemand gewarnt und in Sicherheit gebracht werden) wird Helfer und Betroffene während ihrer Ausstiegsarbeit immer mal wieder beschäftigen. Mit der Zeit kann man hier Erfahrungen sammeln, ein gutes Gespür für Situationen und für Merkmale entwickeln und einen Weg zum Umgang finden. Es ist keine leichte Aufgabe mit Drohungen, Erpressungen und allerlei Nachstellungen umzugehen, doch auch hier kann es Veränderungen und Verbesserungen geben. |
Warum soll man Schwertraumatisierte nicht direkt auf die traumatischen Inhalte ansprechen?
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Traumatische Erlebnisse sind Ereignisse, die schwer zu verarbeiten sind und die eine Person emotional überladen können, so dass ein direktes Ansprechen auf Traumainhalte zu einem frühen Zeitpunkt eher dazu führt, dass eine traumatisierte Person von Erinnerungen und Emotionen überschwemmt wird, da sie noch nicht gelernt hat, die schlimmen Erlebnisse zu verarbeiten und zu kanalisieren. So kann es bei einem „in Kontakt kommen“ mit den eigenen Erlebnissen und Emotionen zu Flashbacks, einer Symptomverschlimmerung und zu einem Vermeidungsverhalten kommen.
Ein behutsames Vorgehen, das die Stabilisierung der Traumatisierten fokussiert, ist hier also eher angebracht. Allerdings sollten Helfer sich nicht davor fürchten, dass eine traumatisierte Person evtl. mal in einen Flashback o.ä. abrutschen könnte, denn das kann und das wird immer mal wieder passieren, solange alternative Umgangsweisen mit dem traumatischen Material noch nicht ausreichend erlernt wurden. Ebenso können Programmierungen und Programmketten ausgelöst werden und das Vorankommen boykottieren und die Klienten für einige Zeit aushebeln. Doch das alles kann sich mit der Zeit verändern, denn diesen Reaktionen und Abläufen kann man etwas entgegensetzen. Weiter ist es gut zu wissen, dass es zwar gerade zu Beginn eines Ausstiegs und eines Kontaktes zu Helfern meistens besser ist, noch nicht zu tief in die Details einzusteigen, doch dass es zu einem späteren Zeitpunkt sehr heilsam und den Klienten möglich werden kann, über das Erlebte zu sprechen und bedeutsame Situationen im Detail durchzuarbeiten. Daher sollte man also nicht generell davor warnen, bloss nicht die Klienten auf Traumainhalte anzusprechen, sondern sollte die Entwicklung, die Situation und die aktuellen Möglichkeiten der Klienten mit in den Blick nehmen, um abzuschätzen, was wann dran ist. |
Was ist ein Trigger?
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Ein Trigger ist ein Auslöser, der bezogen auf traumatisierte Menschen und Aussteiger etwas Negatives auslöst und zu Beginn von den Betroffenen in der Regel nicht gut kontrolliert werden kann.
Trigger können Bilder, Erinnerungen und Emotionen sein, aber auch äussere Reize, durch die etwas Negatives ausgelöst werden kann. Viele Täterkreise versuchen sogar gezielt durch äussere Auslöser Einfluss auf die Stabilität und das Verhalten ihrer Opfer zu nehmen. Die Vielzahl an Triggern kann ich hier gar nicht alle auflisten. Nur mal ein paar Beispiele: Wichtig ist es, die Trigger zu erkennen und die Zusammenhänge zu verstehen (welcher Trigger wurde wann und von wem dargeboten und was sollte dadurch erreicht werden bzw was löst ein Trigger für eine Reaktion aus?). Die Ausseinadersetzung mit den Triggern führt dazu, dass man sich Gegenmassnahmen überlegen kann und diesen Auslösern nicht hilflos ausgesetzt ist. Und das bringt vielen Betroffenen eine grosse Erleichterung und eine höhere Lebensqualität. |
Was ist ein Flashback?
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Ein Flashback ist sozusagen das Zurückfallen in eine traumatische Situation. Dabei fühlt sich die traumatisierte Person wie gefangen in der alten schlimmen Situation aus der Vergangenheit.
Während eine Person einen Flashback erlebt, kann es sein, dass sie sich ganz doll erschrickt, weil „die schlimme Situation“ unvorbereitet und stark auf die Person einwirkt, dass sie sich davon überschwemmt fühlt. Manche Personen fangen dann an zu zittern, haben kurzzeitig Atemprobleme, fühlen sich hilflos und bewegunsunfähig oder können vorübergehend nicht reden. Hier ist es wichtig wieder den Boden unter den Füßen wiederzugewinnen, zu merken, dass die alte Situation vergangen ist und man jetzt in Sicherheit ist, und dass man Verschiedenes hinzulernen kann, damit man bald nicht mehr auf diese Weise überschwemmt wird. Flashbacks sind nicht angenehm, doch glücklicherweise gibt es ganz tolle hilfreiche Übungen, mit deren Hilfe man daran recht schnell etwas ändern kann. Es ist möglich dahin zu kommen, dass man keine Flashbacks mehr erlebt bzw. dass die Auswirkungen geringer werden. |
Was ist mit „Programmen“ gemeint? Was bedeutet Mind- Control?
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Programme sind Abläufe, die sich auf die Psyche und das Verhalten einer Person auswirken. Hierbei spielen das Arbeiten mit Konditionierungen (also mit einer Reiz- Reaktionskopplung) sowie das Arbeiten mit Dissoziationen eine wichtige Rolle.
Durch das wiederholte Darbieten von Reizen und das Einüben von bestimmten Verhaltensweisen auf diese Reize, wird unter hohem psychischen Druck (und leider auch unter Schmerzen und folterähnlichen Bedingungen) die Psyche des Betroffenen in Anteile aufgespalten, die auf einen bestimmten Auslöser ein gezieltes Verhalten zeigen sollen. Dies wird in professionellen Abständen wiederholt und so sehr verfestigt, dass sich diese Abläufe verselbständigen und so ablaufen wie ein Programm. Diese Form der Bewusstseineinwirkung (Mind- Control- Techniken) auf die menschliche Psyche ist um so effektiver, je früher damit begonnen werden kann. So wird diese Methode gerne schon bei kleinen Kindern angewandt. Durch das gezielte Auslösen von Amnesien für diese Programmabläufe und die entstandenen Persönlichkeitsanteile können auch über einen langen Zeitraum solche Opfer nützlich für die Täter sein, denn sie zeigen auf einen Reiz die gewünschte Reaktion und können sich hinterher noch nicht mal daran (in Gänze) erinnern und somit auch keine Gegenreaktionen entwickeln. Es gibt verschiedene Arten von Programmen. Manche Programme dienen dem Schweigen und dem Kontaktabbruch zu Aussenstehenden, insbesondere zu Helfern, damit die Opfer nutzbar und kontrollierbar bleiben und die Insiderinformationen nicht nach Aussen dringen. Andere Programme zielen auf die Schwächung der Opfer ab und beinhalten Verbote aller Art (Du darfst nicht reden, weinen, essen, trinken. Du darfst Dich nicht stabilisieren. Dir darf es nicht gut gehen.) Ebenfalls gibt es Aufforderungen, sich selbst zu verletzen, die eigene Glaubwürdigkeit zu schwächen oder sich so zu verhalten, dass man in eine Psychiatrie eingewiesen werden muss. Es gibt sogar Selbstmordprogramme, die Suizidimpulse auslösen bzw. die dazu führen, dass Betroffene gedanklich immer wieder um Suizid kreisen und Angst davor haben, dass sie sich selbst etwas antun könnten. Manchmal werden mehrere Programme zu Programmketten verknüpft, so dass nach dem Ablauf eines Programmes ein weiteres Programm ausgelöst wird und danach noch eins und noch eins. Die Weigerung eines Betroffenen auf ein Programm zu reagieren und das gewünschte Verhalten zu zeigen, kann zu Druck und Bestrafungstendenzen führen. Dennoch ist es möglich Wege zu finden, um solche Programmabläufe zu umgehen und zu stoppen. Man muss nicht länger solchen Aufforderungen folgen und darf diese Verbote in neue und eigene Sätze umwandeln. Doch anfangs hat das alles eine Wirkung, die man nicht unterschätzen sollte. Mit der Zeit verlieren Programmierungen ihre Kraft und man kann tatsächlich ohne diese Auswirkungen leben. Man muss nicht sein Leben lang von Programmen gebeutelt werden. Das kann sich glücklicherweise alles ändern. |
Wieso ist es wichtig über Trigger, Flashbacks und Programmierungen/ Mind- Control bescheid zu wissen?
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Wer als Betroffener hierüber informiert ist und begreift, was da mit einem los ist und warum es einem so geht und man jetzt so reagiert, der hat damit eine gute Ausgangslage um effektiv eine Veränderung herbei führen zu können.
Und wer als Helfer über all‘ diese Faktoren bescheid weiss, die im Laufe der Beratungsbeziehung/ Therapie mit in den Hilfeprozess hineinwirken, der kann auch gezielt darauf achten und darauf eingehen sowie hilfreich, sorgsam und verantwortungsbewusst mit seinen Klienten umgehen. Mit Hilfe dieses spezifischen Wissens kann es dann auch Unterstützungsangebote, Erklärungen und Ziele geben, die den Betroffenen weiterbringen und das Leid lindern. Ich denke, es ist auch wichtig zu erwähnen, dass das Arbeiten mit Programmierungen und mit Mind- Control- Techniken eine Täterstrategie ist, die in vielen verschiedenen Bereichen angewandt wird. Diese Techniken sind in der rituellen Gewalt ebenso zu finden, wie in der organisierten Gewalt und im Terrorismus. Hierüber werden Kult- und Sektenmitglieder beeinflusst und zum Schweigen angehalten, Kinder werden zu Sex- Sklaven und zu Drogenkurieren ausgebildet und das Training von Kindersoldaten, von Scharfschützen und von Bombenlegern kann ebenfalls mit Hilfe dieser Techniken professionell verankert werden. Interessant finde ich, dass diese Arbeitsweise bundesländerüberdeckend abläuft und also derselbe Auslöser/ Persönlichkeitsanteil für jeweils dieselbe Reaktion/ Aufgabe steht, unabhängig davon, wo das Opfer wohnt und wo es aufwuchs. Wenn wir mehr über diese Auslöser wüssten, könnten wir schneller die Opfer identifizieren und ihnen Hilfe zu kommen lassen und wo solche Opfer zu finden sind, da sind die Täter in der Regel auch nicht weit. Und sollte es uns gelingen, die Personen zu verhaften, die diese Techniken anwenden, haben wir eine zentrale Person mit einer weitreichenden Aufgabe unschädlich gemacht und bei einer Kooperation eines solchen Täters mit den zuständigen Fachpersonen würden wir sehr viele Informationen erhalten können über den weiteren Aufbau und den Ablauf der kriminellen Aktivitäten. |
Warum verletzen sich Betroffene selbst?
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Für selbstverletzendes Verhalten kann es viele verschiedene Gründe und Auslöser geben. Auf einen Ausstieg bezogen, ist es gut, die Punkte Verbote und Programmabläufe hier miteinzubeziehen. Wer versucht, sich von einer Gruppierung zu lösen, übertritt dabei Gruppenregeln und Verbote, was manchmal Bestrafungsimpulse und einen Selbstverletzungsdruck auslösen kann. Ebenso können Programmierungen ablaufen, die zu selbstverletztendem und selbstbestrafenden Verhalten führen und wo erst im Laufe der Zeit neue Reaktionsweisen erlernt werden können.
Weiter ist der Punkt, an dem ein Aussteiger sich mit dem Abbruch von Täterkontakt beschäftigt, ein Punkt, an dem es vermehrt zu selbstverletzendem Verhalten kommen kann. Ebenfalls sind Zeiten, an denen schlimme (überflutende) Erinnerungen auftauchen, oftmals Auslöser für Selbstverletzungsimpulse. Ein weiterer wichtiger Aspekt, insbesondere für rituell- missbrauchte Aussteiger, sind die Kult- und Feiertage. Zu solchen Zeiten kann der Druck oftmals stark ansteigen und gerade hier scheinen sich Selbstverletzungen zu häufen. Manchmal kann man den Drang, sich selbst zu verletzen, wie das Auf- und Ab beim Wellengang beschreiben. Wenn ein Sturm aufzieht, so schlagen die Wellen höher, bis sich das Gewitter entladen hat, bleibt die Situation angespannt und das kann hart und anstrengend, vielleicht auch gefährlich werden. Und so wie der Sturm aufgezogen ist, zieht er wieder ab, die Wellen werden ruhiger und die Situation entspannt sich. Manchmal kann sich die Situation überraschend zuziehen und der Druck steigen, doch es kann auch Anzeichen geben, an denen man erkennen kann, dass sich da etwas zusammenbraut, dass es irgendwie unruhiger und angespannter wird, und mit der Zeit lernt man, diese Zeichen immer schneller zu erkennen und zu verstehen, und irgendwann kann man sich schützen und die Anspannung und Energie in andere Bahnen lenken. Selbstverletzendes Verhalten kann gesteuert werden und wenn die Gründe und Auslöser hierfür sich verändert haben, ist das selbstverletzende Verhalten irgendwann auch nicht mehr notwendig. |
Mit welchen Methoden arbeiten die Täter? Kann man das irgendwie erkennen?
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Leider arbeiten die Täter sehr raffiniert und verdeckt, so dass vieles im Verborgenen abläuf und schwer erkennbar ist. Ich denke, dass es generell leichter ist, die Opfer zu erkennen, als die Täter, insbesondere dann, wenn sie sich auf den Weg gemacht haben, auszusteigen und Hilfe zu holen und wenn die Gewaltfolgen auf irgendeine Weise sichtbar geworden sind.
Dennoch gibt es einige Anzeichen, die man auch nach Aussen hin bemerken kann. Manche Täterkreise treffen sich an öffentlichen Plätzen (auf Friedhöfen, auf offenen Feldern) und da gibt es einige Beobachtungen, die bereits gemacht wurden: Grabschändung und Randalierung auf Friedhöfen, in der Nachbarschaft wurden nachts Frauenschreie gehört, die Häufung solcher Beobachtungen an Vollmondnächten usw. Einige Täterkreise arbeiten mit Signalen wie Hupzeichen und Handzeichen, die nach Aussen hin auch beobachtbar und bemerkbar sind. Weiter kann man an den Reaktionen der Opfer (Dissoziationen, Programmabläufe, typische Trigger…) ganz gut Rückschlüsse auf die Täterkreise und deren Aktivitäten schliessen. Je nach Gruppierung gibt es noch viel mehr äussere Erkennungsmerkmale zu den Vorgehensweisen und Treffpunkten der Täter. Doch am Offensichtlichsten wird es dann, wenn sich ein Opfer rausbewegt und anfängt, sich an Aussenstehende zu wenden und Hilfe zu suchen. Bei aktiven Ausstiegsbemühungen reagieren solche Täterkreise ebenfalls aktiv und versuchen in der Regel einen Ausstieg zu verhindern und das Vorankommen zu erschweren. Und auch daran kann man recht viel über Tätermethoden lernen. Ich wünschte mir machmal, diese Anzeichen wären offensichtlicher und es gelänge uns endlich mal an ein Beweisfoto und Beweisvideo zu kommen oder ein Gruppentreffen direkt zu sprengen, um dadurch offentsichliche Beweise zu haben. Doch die (mehr oder weniger) kleineren Hinweise und Beobachtungen gibt es sehr wohl, und wenn wir dem mehr Aufmerksamkeit schenken würden und das ernstnehmen würden, anstatt das wegzuschieben, umzudeuten und zu ignorieren, hätten wir ebenfalls gute Hilfsansätze und Ermittlungsansätze und würden schneller den Opfern helfen und die Täteraktivitäten eindämmen können. Was müsste geschehen, dass Menschen, die kleinere Beobachtungen machen, sich trauen, diese Beobachtungen zu dokumentieren und die Ermittler, Journalisten, Politiker und Mitbürger zu informieren? Wann werden solche Hinweise ernstgenommen und ihnen tiefgründig nachgegangen und wann wird das Interesse daran steigen, die Tätermethoden aufzudecken und den Angaben der Betroffenen nachzugehen? Wie lange wird es noch dauern, bis Verstecke hier in Deutschland offengelegt werden dürfen und wie viele Menschen müssen noch verschwinden, bis Fragen laut werden und unsere Gesellschaft dies in den Fokus nimmt und Aufklärung einfordert? Um Täter zu entlarven, die verdeckt vorgehen und ihre Verbrechen nicht offen zur Schau stellen, braucht es mehr Einsatz und manchmal auch einfach etwas Glück. Doch alles beginnt mit Information, Beobachtung und der Bereitschaft, sich hiermit auseinander setzen zu wollen. Es gibt auch bei verdeckt- agierenden Tätergruppierungen Hinweise und Beweise und es ist nicht unmöglich solchen Tätern auf die Schliche zu kommen und sie zu erkennen und zu überführen. |
Warum sind solche Taten so schwer zu beweisen?
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Diese Frage möchte ich gerne mal mit dem Schlagwort „Verbrechen im System“ beantworten. Bei kriminellen Handlungen durch eine Gruppierung geht es nicht um Einzeltäter, sondern um mehrere einzelne Menschen, die gemeinsam in diese Straftaten involviert sind. Darüber hinaus gibt es Mitwisser und oft mehrere Opfer, die jeweils eine andere Rolle in diesem Gefüge spielen. Und alles wirkt aufeinander ein. Damit so ein System ein festes Gefüge wird, das eben nicht so leicht aufgedeckt werden kann, müssen alle Mitglieder/ Mitwisser dazu gebracht werden, dass sie über diese Gruppierung schweigen. Damit ein (lebenslanges) Schweigen gewährleistet werden kann, müssen die Gruppenmitglieder hohen Druck erzeugen, ein starkes Gemeinschaftsgefühl erzeugen, durch Gruppendruck und Verhaltenszwänge die Individuen massregeln und kontrollieren und oftmals wird mit verschiedenen Ängsten (der Angst davor verhaftet zu werden, der Angst vor einem sozialen Abstieg, der Angst vor Schmerzen und Todesangst) und Drohungen gearbeitet.
Da alles im System aufeinander wirkt, kann das Verhalten eines Individuums also vielerlei Auswirkungen auf das System und auf mehrere beteiligte Personen haben. Deshalb betrifft es auch immer die Gruppierung, wenn jemand einen Fehler macht, wenn jemand verhaftet wird und wenn jemand versucht die Gruppe zu verlassen, denn es geht hier nicht nur um einzelne Personen. Weil das den Gruppenmitgliedern bekannt ist, bleibt ihnen nichts anderes übrig, als vernetzend und vorausschauend zu denken und zu planen, und sie müssen sehr stark alles und jeden kontrollieren sowie Sicherheitsmassnahmen an vielen Stellen einbauen. Sicherheitsmassnahmen können „Bewacher“ sein, also Personen, die um einen Treffpunkt „Schmiere“ stehen und somit die anderen Gruppenmitglieder warnen können, falls eine Gefahr droht. Und ein solches systemisches, abgesichertes Vorgehen kann es Beobachtern sehr schwer machen, näher an den Täterkreis heranzukommen und tiefergehende Beobachtungen und Erkenntnisse zu erlangen. So bleibt oft nur eine vage Vermutung, der klare Beweis jedoch fehlt. Oder man erwischt die „kleinen Türsteher“, während die grossen Bosse unerreichbar bleiben. Schliesslich muss man leider sagen, dass es Vorgehensweisen gibt, die es tatsächlich nahezu unmöglich machen, hinterher noch Beweise erhalten zu können. So gibt es z.B. Tötungsmethoden, wo tatsächlich Menschen sterben, doch es gibt danach keine Beweise für ein Verbrechen. In diesem Fällen könnte man Beweise nur während dieser Tat erhalten, aber nicht mehr danach. Und auch das macht eine Aufklärung so unglaublich schwierig. Ich denke, je mehr Gruppenmitglieder sich aus einer Gruppierung herausbewegen und über die Interna berichten, und je mehr es die Bereitschaft gibt zu verdeckten Ermittlungsansätzen in diesem Bereich, desto grösser wird die Chance, dass sich auch grössere und sichtbare Erfolge einstellen werden. |
Weshalb raten einige Therapeuten dazu Kontakte zu Familienangehörigen abzubrechen?
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Im Laufe eines Ausstiegs ist es immer wieder wichtig, die Kontakte und Beziehungen zu überprüfen. Sind die Beziehungen gut und unterstützen die Entwicklung des Aussteigers oder gibt es Kontakte, die den Ausstieg verhindern und gefährden. Hat der Aussteiger noch Kontakt zu Personen, die mit dem Täterkreis in Verbindung stehen und die evtl. Informationen (zu beiden Seiten hin) weitergeben, die aushorchen, manipulieren und mit ihrem Kontaktangebot den Aussteiger gefangen halten?
Leider gestaltet sich eine Ausstiegssituation oftmals so, dass es eine Person gibt, die aussteigen möchte, während andere vertraute Personen aus dem Bekannten- bzw. Freundeskreis sowie aus dem Kreis der Verwandtschaft und der Familie leider noch nicht aussteigen können oder wollen. Insbesondere bei den Aussteigern, wo es um generationsübergreifende Bindungen an die Gruppierung gibt, sind in der Regel weitere Angehörige und nahestehende Personen hiervon betroffen. Dies führt dann im Laufe eines Ausstiegsprozesses zu einem Spannungsgeflecht. Der Aussteiger bewegt sich heraus und übertritt Gruppenregeln und Verbote, er kämpft sich frei, stellt die Gruppierung in Frage und geht mehr und mehr auf Distanz; und die Personen, die sich noch nicht rausbewegen ziehen mit ihren Reaktionen sozusagen in die entgegengesetzte Richtung, blockieren und leugnen oder setzen den Aussteiger manchmal auch unter Druck. In der Regel kommt dann irgendwann ein Punkt, an dem es irgendwie hängt und nicht weitergeht mit den Ausstiegsbemühungen. Um an dieser Stelle den eigenen Ausstieg voranbringen zu können, muss man eine Entscheidung treffen: für einen Ausstieg und das bedeutet dann auch, dass man (zumindest für einige Zeit, oftmals auch für immer) den Kontakt zu den Personen abbrechen muss, die immer noch Kontakte zu der Gruppierung haben und die nicht aussteigen möchten, oder man hält diese Kontakte aufrecht, meist zu dem Preis einer Stagnation bzw. des Scheiterns eines Ausstiegsversuches. So schmerzlich das auch ist: jede Person muss für sich selbst entscheiden, ob sie aussteigen möchte oder nicht und diesen Weg dann auch selbst gehen. Das geht nicht stellvertretend für andere. Und da es leider in der Regel immer dazu kommt, dass man Personen in der Gruppierung zurücklassen muss, sind die Entscheidungskämpfe bzgl. eines Kontaktabbruchs und das Verarbeiten des Trennungsschmerzes wichtige Themen für eine Ausstiegsbegleitung. In vielen Fällen bedeutet der Kontaktabbruch zu Menschen, die den Ausstieg nicht unterstützen können, jedoch die grosse Chance, dass nun eine Offenheit entsteht für neue Erfahrungen mit Personen, die jetzt eine gewalt- und kontrollfreie Beziehung anbieten möchten. Positive Kontakterfahrungen können unglaublich stabilisierend wirken und im Ausstiegsprozess unterstützend und helfend sein. Deshalb macht es Sinn, von Zeit zu Zeit die Kontakte und Beziehungen zu überprüfen und aus diesem Grund finde ich das Verhalten von Fachpersonen, die Aussteigern dazu raten, den Kontakt zu z.B. involvierten Familienmitgliedern erstmal abzubrechen, sehr verantwortungsvoll. |
Was ist mit einem guten sozialen Netz gemeint? Und warum ist das
so wichtig?
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Ein gutes soziales Netz zu haben, bedeutet, mit Menschen in Kontakt zu sein, die einen kennen, mögen und unterstützen. Das können Nachbarn, Freunde und Bekannte, alte Klassenkameraden, Leute aus einem Sportverein, Kollegen oder Helfer sein.
Es geht darum, dass man im Alltag eingebunden ist und es Menschen geben darf, die einen einfach kennen und mit denen man Zeit verbringt, ohne dass sie Details über die eigene Lebensgeschichte haben, und dass es evtl. 2 – 3 Personen gibt, die in die eigene Situation involviert sind und hierüber bescheid wissen. Wem es gelingt, positive und unterstützende Bindungen einzugehen und aufrecht zu erhalten, wird dadurch gestärkt und manchmal kann man (zumindest vorübergehend) ein solches Kontakt- und Beziehungsgeflecht ganz gut für das Weiterkommen im Ausstiegs- und Heilungsprozess nutzen. Ein gutes soziales Netz kann also eine stärkende und schützende Funktion annehmen und die Tatsache, dass man nicht isoliert bleibt scheint ein ganz wichtiger Aspekt zu sein, der u.a. dazu führt, dass den Tätern dadurch ein Stück weit der Einfluss genommen wird. Gewaltopfer benötigen auf ihrem Heilungsweg oft verschiedene Unterstützungsformen und so ist es gut, wenn die Helfer ebenfalls gut miteinander vernetzt sind und sich gegenseitig ergänzen können. Und ich denke, ein gutes soziales Netz zu haben, sich in Beziehungen zu bewegen, gehört zu einem gesunden und normalen Lebenswandel dazu. Doch wer sich auf den Weg macht, gewaltvolle Beziehungen zu verlassen, ist meistens unsicher was neue Kontakte und Beziehungen angeht und so fällt es vielen Betroffenen schwer, jemandem zu vertrauen und sich anzuvertrauen, sich für einen neuen Kontaktversuch zu öffnen und überhaupt zu bemerken, ob ein Kontakt gut tut oder ob hierdurch nur die alten Beziehungsmuster wiederholt werden. Somit bildet dies ein wichtiges Lernfeld für Betroffene, für Helfer und für Aussenstehende. Und es ist sehr schön mit anzusehen, wie durch positive Kontakte eine verängstigte, misstrauische Person wieder zu Kräften kommt, sich von negativen Erfahrungen erholt und beginnt, aufzublühen. Ein gutes soziales Netz zu haben, ist sowohl für Betroffene, als auch für Helfer sinnvoll. Und manchmal denke ich, dass ein gutes soziales Netz sozusagen ein Gegenpool darstellt, zu einer destruktiven Gruppierung. Die Täterkreise sind vernetzt, um Böses zu tun und um Menschen in ihrem System auszubeuten und gefangen zu halten, und ein gutes soziales Netz, dient dem Wiederaufbau, der Absicherung, der Schaffung von neuen Chancen und Möglichkeiten, der Heilung und der Befreiung. Ich hoffe, dass es jedem einzelnen Aussteiger gelingt, die Erfahrung zu machen, wie schön und tragend ein solches soziales Netz sein kann, dass es möglich ist, aus Einsamkeit und Isolation herauszukommen und es Menschen gibt, die es gut mit einem meinen und denen man trauen kann. Und ich wünsche den Helfern, dass sie sich immer besser miteinander vernetzen können und es einen regen Austausch und offene Ohren für ihre Anliegen geben darf. Je mehr der Unterstützerkreis wächst, je besser die einzelnen Hilfsangebote ineinandergreifen, desto mehr Möglichkeiten werden wir haben, um Betroffenen wirksam helfen zu können und desto stärker werden die positiven Auswirkungen unserer Ausstiegsbemühungen und Ausstiegshilfen sein. |
Was sind Reorientierungsübungen? Wozu sind sie gut?
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Reorientierung bedeutet, sich in Raum und Zeit zu orientieren. Es geht um die Verankerung im Hier und Jetzt.
Bei traumatisierten Personen kann es immer wieder einmal dazu kommen, dass sie durch einen Auslöser, durch eine Erinnerung sozusagen in die Vergangenheit katapultiert werden. Sie fühlen sich dann so, wie damals in der vergangenen Situation und reagieren auch entsprechend. Dies ist sehr unangenehm und kann im Alltag hinderlich sein. Deshalb ist es gut, zwischen dem Vergangenen und dem Hier und Jetzt zu unterscheiden und Sachen zu erlernen, die einen sozusagen wieder mit der Gegenwart in Verbindung bringen können. Diese Übungen, die dabei helfen sollen, werden Reorientierungsübungen genannt. Diese Übungen sind ebenfalls für Personen hilfreich, die mehrere innere Anteile haben, die noch unkontrolliert das Verhalten der Betroffenen steuern und die Orientierung benötigen. Für viele Betroffene ist es hilfreich, sich in dem Raum umzuschauen, in dem sie sich gerade befinden und sich eine Zeit lang mit dem zu beschäftigen, was sie jetzt gerade sehen, hören, riechen, schmecken usw. Manche Betroffene haben bereits herausgefunden, was ihnen dabei hilft im Hier und Jetzt zu bleiben und haben sich z.B. einen Notfallkoffer gepackt, mit Materialien, die ihnen beim Reorientieren helfen. Teilweise geht es bei diesen Reorientierungsübungen um das Stoppen von Flashbacks, dissoziativen Zuständen etc., und zum Anderen geht es darum, mit der Gegenwart in Verbindung zu bleiben, um dadurch gestärkt zu sein. Wer es schafft, sich von Auslösern nicht überrumpeln zu lassen und einen sicheren Stand behält, der hat viel bessere Möglichkeiten, um im Verarbeitungsprozess voranzukommen und im Alltag stabil zu bleiben. Deshalb ist es gut, sich mit Reorientierung, der Verankerung im Hier und Jetzt zu beschäftigen und die veschiedenen Übungen zur Reorientierung haben bereits viele Betroffene als hilfreich erlebt. |
Was sind Grounding- Techniken?
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Bei Grounding- Techniken geht es darum, den Boden unter den Füßen wiederzubekommen.
Es gibt Erfahrungen, die einen entwurzeln können und einem das Gefühl geben, schutzlos und hilflos zu sein. Wer hingegen Halt spürt und einen festen Stand hat, der fühlt sich gleich viel besser und hat ein Gleichgewicht. Es kommt immer mal vor, dass Betroffene ins Straucheln geraten und sich emotional überfordert fühlen. Da kann es helfen, Übungen durchzuführen, die einen daran erinnern, dass man nicht nur schwach ist, sondern auch Stärken besitzt und Fähigkeiten, die beim Selbstschutz und der Selbstfürsorge helfen können. Man kann spüren, dass es Beine gibt, die tragen und Füße, die mit der Erde verbunden sind. Eine recht schöne Übung, wie ich finde, ist die „Baum- Übung“, weil hier die Idee des Verwurzeltseins einhergeht mit dem Aufnehmen von positiven, hilfreichen Dingen. Doch alleine mit einer Änderung der Sitzhaltung, wo dann also beide Füße auf den Boden gesetzt werden und dies bewusst und achtsam wahrgenommen wird, oder einfach im Raum umher gehen, kann die Wahrnehmung einer Person verändern und stärken. |
Was sind Anker?
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Anker sind Zeichen, die an etwas Hilfreiches, Positives erinnern. Einige Übungen werden z.B. mit einem Anker verbunden, damit man über diesen Anker dann schneller an die positiven Ressourcen anknüpfen kann.
So kann eine Berührung als Anker fungieren oder ein bestimmter Duft, ein Bild oder ein Gegenstand. Ich finde, dass alleine die Beschäftigung mit diesen helfenden, guttuenden, unterstützenden Dingen schon sehr effektiv ist, denn dadurch wird der Blick auf das gerichtet, das hilft und das angenehm ist und man dreht sich somit nicht nur um das Negative. Weiter kommt man über die Beschäftigung mit Ankern oftmals auf weitere Ideen, was einem guttun und weiterhelfen würde. Zu erleben, dass durch das Berühren eines Gegenstandes oder eine kleine Geste, die man auch unauffällig im Alltag einsetzen kann, ein positives und beruhrigendes Gefühl entstehen kann und man sich hierdurch entlastet und besser fühlt, ist sehr schön. Manchmal muss man keine grossartigen Verenkungen machen, um eine Besserung und Linderung zu erleben. |
Warum ist Stabilisierung so wichtig? Was kann dabei helfen?
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Die Stabilisierung einer Person und einer Situation ist grundlegend für einen gelungenen Heilungs- und Ausstiegsprozess. Ohne Stabilisierung wird es wohl kaum Fortschritte und Erfolge geben. Daher ist Stabilisierung mit das Wichtigste im Entwicklungsprozess und sollte sich durch den gesamten Prozess hindurch ziehen.
Insbesondere am Anfang einer Traumabegleitung/ Ausstiegsbegleitung ist Stabilisierung enorm wichtig und steht in der Regel im Mittelpunkt, weil man ohne ein gewissen Mass an Stabilsierung eh nicht weiterkommt. Für eine Stabilisierung sind sowohl die inneren Prozesse, als auch die äussere Situation wichtig. So ist es gut, beide Bereiche genau wahrzunehmen und zu schauen, wie es gerade aussieht und was jetzt helfen könnte. Für die innere Stabilität gibt es glücklicherweise eine Vielzahl an therapeutischen Hilfestellungen (Imaginationübungen, Reorientierungsübungen…), die dann zum Tragen kommen können. Und für die äussere Situation gibt es ebenfalls viele Möglichkeiten, wie man sich schützen, absichern und sich eine stabilere Situation erarbeiten kann. Diese beiden Aspekte der Stabilisierung bilden dann die Grundlage für ein weiteres Vorangehen im therapeutischen Prozess und für die Verbesserung der Gesamt |
Was sind Amnesien?
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Amnesien sind Erinnerungslücken. Diese Lücken können sich auf das Wissen um vergangene Situationen beziehen, so dass man z.B. Teile einer Situation erinnern kann und weitere Teile hiervon fehlen. Diese Lücken können sich aber auch auf die Gegenwart beziehen, so dass jemand z.B. nicht mehr weiss, was er in den letzten Stunden gemacht hat. Gerade die zweite Form von Amnesien kommt häufig bei Personen mit verschiedenen Innenanteilen vor und manchmal wird von Täterkreisen gezielt mit diesen Amnesien gearbeitet, damit durch diesen Erinnerungsverlust (von erlebter Gewalt, von der Kontaktaufnahme zum Täterkreis) die weitere Kontrolle des Opfers ermöglicht wird und Hilfsmassnahmen sabotiert werden.
Weiter kommt es bei einigen Betroffenen vor, dass sie sich an wichtige Lebensereignisse oder an bestimmte Zeiträume aus ihrer Vergangenheit nicht erinnern können. Diese Amnesien sind mit den schlimmen Erfahrungen verbunden, die diese Person leider machen musste. Die Psyche versucht sich nun vor Schmerz, Trauer, Verlassensein, Verrat und weiterer schwer auszuhaltenden Emotionen und Erinnerungen zu schützen, indem diese Aspekte soweit verdrängt werden, dass man sich eben nicht mehr an das Schlimme erinnern kann und so versucht sich diese Person vor Überflutungen und den kaum aushaltbaren Emotionen zu schützen. Manchmal sind diese Amnesien sehr stark und betreffen einen breiten Lebensbereich und manchmal beziehen sie sich nur auf einen kleinen Teil, während andere Teile sehr wohl erinnert werden können. Wie lange eine Amnesie anhalten kann, ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Im Ausstiegsprozess, bei dem eine Person aktiv an sich und seiner Situation arbeitet, ist es meistens so, dass am Anfang viele Erinnerungslücken bestehen und schlimme Erfahrungen verdrängt und geleugnet werden. Doch dann entstehen mit der Zeit immer mehr Informationen und eine Haltung von „Ich will das jetzt wissen. Was ist hier los? Was ist mit mir geschehen.“ Diese Haltung führt dazu, dass die Erinnerungslücken kleiner werden und mehr und mehr Antworten gefunden werden können. Je mehr man gelernt hat, die Erinnerungen und Emotionen zu lenken, desto weniger wird man davon überrollt und desto mehr verliert der Schrecken seine Macht. Im Laufe der Zeit verringert sich also die Heftigkeit der Erinnerungen und die Angst vor dem Wissen wird minimiert und die Energie, die zuvor noch gebraucht wurde, um die Erinnerungen wegzuschieben und zu verdrängen, kann nun für die Aufarbeitung genutzt werden. Amnesien bzw. das langsame, behutsame Herantasten an Erinnerungen kann eine Zeit lang ein Schutz sein, doch auf lange Sicht macht nur die Beschäftigung mit den eigenen Erlebnissen frei von dem Vergangenen und handlungsfähig. Für den Ausstieg bei Personen mit gezielt- gesetzten Amnesien, ist das Überwinden dieser Wissensbarrieren ganz besonders wichtig, denn dies steht in der Regel im Zusammenhang mit dem Erkennen und Abbrechen von Täterkontakt und ist somit ganz entscheidend. |
Warum arbeiten die Täter gezielt mit Amnesien und „Wissenslücken“?
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Die Täter können von dem gezielten Einsatz von Amnesien profitieren, in dem sie so ihre Opfer länger unter Kontrolle halten können und sie weiterhin für ihre Zwecke einsetzen können. Sie ziehen hieraus also einen wesentlichen Nutzen.
Weiter dienen das Vergessen und die Erinnerungslücken dem Schutz der Täter. Bleiben ihre Taten und Vorgehensweisen verborgen, brauchen sie recht wenig Energie darauf verwenden, dass niemand ihnen auf die Schliche kommt und machen unbehelligt weiter. Kann ein Opfer nur lückenhafte Angaben machen, reichen diese Informationen nicht für eine genauere Untersuchung aus und so wird (zu diesem Zeitpunkt) keine Anzeige erstattet und die Täter haben keine Strafverfolgungen zu fürchten. Ebenso können diese (teilweisen) Amnesien die Glaubwürdigkeit der Opfer herabsetzen und so ist es aus Tätersicht nicht so schlimm, wenn ein Opfer beginnt, jemandem von diesen Bruchstücken zu erzählen. Wer nicht merkt, was mit ihm geschieht und wer in der Verdrängung bleibt, der kann sich auch nicht schützen und wird wahrscheinlich weiterhin unter dem Einfluss von Tätern leiden. Daher ist es gut, wenn zum Teil in einem sehr langsamen Tempo die Verdrängung beendet werden kann und sich die Wissenslücken allmählich schliessen. Zumal die Energie, die für die Verdrängung verbraucht wird und die Folgen, die es hat, von den Tätern „gebraucht“ und ausgenutzt zu werden, ebenfalls viel an Kraftreserven verbrauchen und das Opfer schädigen und diese Energie kann jedoch auch für sich eingesetzt werden: zum Schutz und zur Verbesserung der eigenen Lebenssituation. Doch solange jemand unter Amnesien leidet, sind es leider die Täter, die hiervon am meisten profitieren. Einige Täterkreise arbeiten sehr stark mit gezielt eingesetzten Amnesien und errichten viele innere Barrieren, die es den Opfern nicht möglich machen sollen, Zugang zu den Erlebnissen und zu wichtigen Informationen zu erhalten. Somit können sie mit relativ wenig Einsatz dafür sorgen, dass die Opfer auch für einen längeren Zeitraum gefügig bleiben und in der Opferrolle verharren. Das Arbeiten mit Amnesien ist also eine ganz geschickte Täterstrategie. Und dies als Strategie, als so gewollt, zu erkennen, ist wichtig, um diese Methode zu verstehen und den Betroffenen helfen zu können, denn das gezielte Errichten von Amnesien bildet einen Unterschied zu den Amnesien, die als (spontane) Abwehrmechanismen zu verstehen sind, um sich selbst vor überflutenden, traumatischen Erfahrungen zu schützen. |
Was sind Erinnerungslücken, Zeitverluste?
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Mit Erinnerungslücken sind Amnesien gemeint, die dafür sorgen, dass sich eine Person an wichtige Vorkommnisse aus ihrem Leben nicht erinnern kann. Die Begebenheiten können sich dabei auf die Vergangenheit beziehen, wie auch auf die Gegenwart. Manchmal gibt es kleinere Erinnerungslücken, die sich auf eine bestimmte Situation oder einen kurzen Zeitraum beziehen und manchmal sind diese Amnesien umfassender.
Amnesien stellen oft einen Schutz dar, um von den traumatischen Erlebnissen nicht überflutet zu werden. Daher ist es gut, behutsam vorzugehen, um Überforderungen zu vermeiden. Es geht darum, sich in kleinen Schritten vorzuwagen und sich in gut- verträglichen Portionen zu erinnern, um die Geschehnisse verarbeiten zu können. Die Erinnerungsarbeit erfolgt in einem Prozess, bei dem oftmals zunächst sogenannte Erinnerungsblitze an eine Situation auftauchen, die immer klarer werden, bis die gesamte Situation erinnert werden kann. Amnesien können jedoch auch von Tätern gezielt aufgebaut worden sein, so dass es Mechanismen gibt, die „das Vergessen“ noch aufrecht erhalten und wodurch sich ein Vergessen von… auch automatisiert haben kann. Wird diese gezielte Amnesie verbunden mit der Arbeit von Persönlichkeitsanteilen, kann es vorkommen, dass sich ein Anteil immer noch in die Nähe der Täter begibt und die Person dadurch Gewalt erlebt, und dann dafür aber amnestisch ist, so dass hinter die Folgen zwar spürbar sind (Schmerzen, blaue Flecken, Stagnation im Heilungsprozess, Regression, Gefühlschaos…), doch die Erinnerung an das, was dazu führte und es überhaupt noch Gewalt im Leben der Person gibt, die fehlt leider, weil hier die Amnesien greifen. In diesem Zusammenhang (Täterkontakt, aktuelle Gewalt, Wechsel von Persönlichkeitsanteilen) hat sich die Frage nach dem Zeitverlust eingebürgert. So erkundigen sich viele Helfer danach, ob eine Person „Zeit verliert“, ob sie manchmal nicht weiss, was in den letzten Stunden oder in der letzten Nacht geschehen ist, ob es Verletzungen gibt, über deren Herkunft es kein Wissen, keine Erklärung gibt oder ob jemand manchmal an anderen Orten wieder zu sich kommt und gar nicht weiss, wie er dort hinkam und warum er überhaupt dort gelandet ist. Diese Zeitverluste können auf eine aktuelle Gewalterfahrung und auf aktuellen Kontakt zu Tätern hindeuten, doch bei Menschen mit einer DIS, die noch am Anfang ihres Heilungsweges stehen, können auch weitere Faktoren solche Persönlichkeitswechsel mit Zeitverlusten mit sich bringen. Durch verschiedene Übungen und das innere Kennenlernen und „Zusammenrücken“ der Anteile können hier tragende Veränderungen erlebt werden, so dass sich diese Lücken mit der Zeit schliessen und die Person immer weiss, was sie wann getan hat und wo sie war. |
Was sind täterloyale Anteile?
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Täterloyale Anteile sind Persönlichkeitsanteile, die sich den Tätern zugehörig und verbunden fühlen und die oftmals die erlernten Regeln und Werte der Gruppierung befürworten und die Veränderungen und Hilfsangeboten erstmal skeptisch gegenüberstehen. Manchmal boykottieren sie Hilfeprozesse und tragen Informationen zu Tätern weiter. Doch verfügen sie über viel Wissen und über Qualtitäten, die im Heilungsprozess gut für ein Vorankommen genutzt werden können. So ist es schön, wenn diese Anteile wahrgenommen und verstanden werden können und in den Hilfeprozess mit einbezogen werden. Manchmal gibt es Anteile, die beschützende und beobachtende Funktionen haben oder die sehr zielstrebig sein können. All‘ dies kann nun zum Schutz des Betroffenen eingesetzt werden und anfängliche Blockierungsversuche und Skepsis können umgewandelt werden in ein Verstanden- Werden und in ein Kooperieren.
Es ist gut, herauszufinden, welche Anteile es gibt, welche Aufgaben und Funktionen sie haben und aus welchem Grund sie ein bestimmtes Verhalten zeigen und zu welchen Zeiten sie aktiv werden. Und schön ist es, diese Anteile immer wieder einzuladen und sie zu ermutigen, ihr Wissen und ihre Fähigkeiten zum Wohle der Betroffenen einzusetzen und die Kommunikation aller Anteile miteinander zu stärken. |
Warum nehmen Aussteiger noch Kontakt zu Tätern auf? Warum fällt es ihnen so schwer die Gewaltsituationen zu beenden?
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Bei dem Kontaktabbruch und dem Ausbruch aus Gewaltzusammenhängen spielen Abhängigkeiten von dem Betroffenen zu den Tätern eine grosse Rolle. So kann es finanzielle, materielle und emotionale Abhängigkeiten geben, die eine Person an Menschen binden kann, die ihr nicht gut tun.
Je nach Gruppierung spielen der Einsatz von Drogen, Medikamenten und Alkohol eine entscheidende Rolle, wie auch psychische Druckmittel (das Spiel mit der Todesangst, Erpressungen und Double- Bind…). Oftmals wird mit Bestrafungsandrohungen gearbeitet, für den Fall, dass ein Opfer auf Distanz gehen sollte, und so nehmen einige Betroffene lieber nochmal von sich aus den Kontakt zu Tätern auf, um so einer Bestrafung zu entgehen, um die Täter milde zu stimmen oder um jemand anderen zu schützen (wenn z.B. damit gedroht wurde, dass eine Person bestraft wird, die dem Opfer nahe steht, wenn es einen Ausstiegsversuch wagt oder bei Kontaktaufnahme der Täter nicht zu einem Treffpunkt kommt). Was auch immer dazu führt, dass eine Person den Kontakt zu Tätern nicht bzw. noch nicht konsequent abbrechen kann: es steht dahinter eine Not, eine Angst, ein psychisches Aufeinanderwirken. Wer die Gründe versteht, die bei einem Betroffenen vorherrschend sind, kann leichter Alternativen zu diesem Verhalten finden und unterstützend auf den Kontaktabbruch hinwirken. Weiter kann bei der Frage, wie es dazu kommt, dass jemand immer noch Täterkontakt aufrecht erhält und es keine Fortschritte im Ausstiegs- und Heilungsprozess gibt, Amnesien, Programmierungen und täterloyale Persönlichkeitsanteile eine Bedeutung haben. So kommt es vor, dass Betroffene eine Zeit lang gar nicht merken, dass sie immer noch Täterkontakt haben, weil sie dafür amnestisch sind, oder dass innere Anteile sozusagen im Streit miteinander liegen, ob der Kontakt nun abgebrochen werden sollte oder nicht und wie man das umsetzen könnte. Hier ist das Wissen um die inneren Anteile, aber auch zu den Auslösern hilfreich, denn viele Täterkreise benutzen Signale, mit denen sie Kontakt zu den Betroffenen aufnehmen und versuchen, sie hierüber zu schwächen oder wieder unter Kontrolle zu bringen. Glücklicherweise gibt es viele Methoden, die dabei helfen, solche Abläufe zu erkennen und dem entgegen zu wirken. Es ist möglich, heraus zu finden, ob jemand noch Täterkontakt hat oder nicht und es gibt Wege, wie man den Amnesien, den Programmierungen und den Abhängigkeitserfahrungen auf die Spur kommen kann und die Gewalt wirksam beenden und für mehr Selbstschutz und Stabilität sorgen kann. |
Stimmt es, dass die Wartezeiten auf einen Behandlungsplatz (ambulante, stationäre Therapie, Wohneinrichtungen, ambulante Betreuung…) sehr lang sein können?
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Ja, es gibt ganz deutschlandweit einen höheren Bedarf an Hilfsangeboten für traumatisierte Personen als Behandlungsplätze. Je spezieller bzw. komplexer die traumatischen Erfahrungen und die Folgen sind, desto schwerer wird es oft, eine Fachperson oder Hilfseinrichtung zu finden, die sich weiter spezialisiert haben und freie Kapazitäten haben.
Mancherorts wurde dem hohen Bedarf bereits entgegengewirkt, in dem Trauma- Ambulanzen geschaffen wurden. Doch diese einzelnen Bemühungen reichen leider immer noch nicht aus. Es fehlt an Schutzeinrichtungen, an weiteren psycho- sozialen Angeboten, an Therapieplätzen und an geschulten Mitarbeitern in den einzelnen Bereichen. Für Fachpersonen gibt es einige Weiterbildungsangebote für die Arbeit mit traumatisierten, mit schwer- traumatisierten und mit rituell- missbrauchten Menschen, was eine sehr schöne Entwicklung ist. Ich hoffe, dass sich viele Fachpersonen auch auf diese Gewaltformen und ihre Folgen spezialisieren möchten und die Zahl der Helfer dadurch steigen wird. Die Not ist gross und es gibt viele Betroffene, die gerne Hilfe hätten und nicht wissen, an wen sie sich wenden können bzw. wie sie alleine eine längere Wartezeit überbrücken sollen und dies wird in den kommenden Jahren auch so sein, deshalb werden Fachpersonen keine Schwierigkeiten haben, hier Klienten zu finden und spezialisierte Fachpersonen können effektiv helfen, was den Betroffenen sehr zu Gute kommt. Inbesondere die Wartezeiten für Menschen mit komplexen Traumatisierungen und für Betroffene aus dem rituellen Bereich können mitunter mehrere Jahre lang sein. Es handelt sich hier also nicht um einen kleinen Engpass an ausgebildeten Fachkräften und Hilfspersonen, sondern um ein bundesländer- übergreifendes Fehlen von Hilfsangeboten in diesem Bereich. |
Wie kommt es, dass die Wartezeiten so lang sind?
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Die langen Wartezeiten sind zum Einen dadurch zu erklären, dass die Arbeit mit traumatisierten Menschen einfach mehr Zeit in Anspruch nimmt, als bei anderen Problemlagen. So geht es generell um einen mittel- oder langfristigen Unterstützungsbedarf, der in der Regel vorhanden ist. Das führt dann auch dazu, dass es längere Zeit dauert, bis ein nächster Behandlungsplatz frei wird.
Zum Anderen ist die Arbeit mit traumatisierten Menschen schon auch anstregend, so dass manche Fachpersonen sich lieber in einem anderen Arbeitsbereich engagieren. Gerade auch Berufsanfänger trauen sich diesen Arbeitsschwerpunkt erstmal nicht zu. Weiter benötigen selbst die Fachpersonen, die bereits mit traumatisierten Menschen arbeiten, spezielles Wissen zu den Bereichen rituelle Gewalt und der Arbeit mit Schwertraumatisierten. Somit gibt es manchmal mehrere Hürden (die Überwindung, die eigenen zeitlichen und psychischen Kapazitäten, das Absolvieren einer Weiterbildung…), die zuerst überwunden werden müssen, bis eine Fachperson bereit ist, die erste Klientin mit einem solchen Hintergrund zu betreuen. In Fachkreisen sind teilweise die Diagnose DIS, die schwertraumatisierte Menschen teilweise haben, und das Vorkommen von ritueller Gewalt in Deutschland leider umstritten. So gibt es Fachpersonen, die mit diesem speziellen Bereich bzw. mit schwertraumatisierten Menschen nicht arbeiten wollen, weil sie sich nicht vorstellen können, dass es diese Vorkommnisse in Deutschland gibt. Und leider ist es in sämtlichen Ausbildungsgängen nicht vorgeschrieben, dass Auszubildende und Studenten zum Thema Schwertraumatisierte und Opfer durch kriminelle Gruppierungen unterrichtet werden. Deshalb fallen diese Theme leider immer noch hinten runter und es gibt immer noch eine viel zu kleine Anzahl an Helfern, die dem nicht skeptisch gegenüberstehen, die diese Vorkommnisse nicht leugnen und die anfangen, sich für die Betroffenen zu engagieren. Schliesslich gibt es bundesländer- übergreifend für den Bedarf, der da ist, zu wenige Fachpersonen und zu wenige spezielle Hilfsangebote für Betroffene. Es fehlt an Therapieplätzen, an Schutzhäusern, an stätionären und teilstationären Einrichtungen wie auch an spezialisierten Fachpersonen in den einzelnen Hilfebereichen (Jugendamt, Schulen, Beratungsstellen, ambulante Betreuungsvereine…) und das alles führt eben zu einer Unterversorgung in diesem Bereich bzw. zu teils sehr langen Wartezeiten. |
Wie können Betroffene diese Wartezeiten überbrücken?
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Ich denke, Betroffene haben die Möglichkeit sich einige Nischen zu suchen, in den sie etwas Beistand und Unterstützung erhalten können. So kann man als schwertraumatisierte Person z.B. erstmal auch Angebote nutzen von Personen und Einrichtungen, die sich allgemein mit Traumatisierungen auskennen. Natürlich ist es wünschenswert, dass für einen speziellen Hintergrund auch ein Ansprechpartner vorhanden ist, der sich hiermit auskennt und weiterhelfen kann, doch das ist nun mal nicht immer der Fall. Doch manchmal kann man die allgemeinen Informationen über traumatische Ereignisse dazu nutzen, um für eine Linderung zu sorgen und eine Wartezeit zu überbrücken oder etwas stabiler zu werden. Für eine Traumatherapie ist es dann wohl schon sinnvoll, wenn es in der Therapie auch um die speziellen Nöte und Erfahrungen gehen kann.
Weiter ist es generell sehr schlau, wenn man versucht verschiedene Hilfsmöglichkeiten miteinander zu vereinen. So gibt es manchmal Privatpersonen, die für einige Zeit eine Stütze sein können oder eine Gemeinschaft, die einem gut tut und eine heilsame Wirkung haben kann. Viele Betroffene haben sich in ihren Alltag verschiedenes eingebaut, um Krisen abzuwenden und es gibt einige Möglichkeiten, wie man sich selbst durch Eigeninitiative voranbringen kann (Selbsthilfegruppen, Imaginationsübungen, Bücher und Internetangebote, ein Tagesplan, der einem hilft, einen guten Weg zwischen Spannung und Entspannung, zwischen der Beschäftigung mit der eigenen Lebensgeschichte und mit dem Zurechtkommen im Alltag zu finden…). Und manchmal gibt es eine Einrichtung, in der man sich übergangsweise betreuen lassen kann, bis dann der erwünschte Platz mit dem jeweiligen Schwerpunkt frei wird. Wichtig ist es, nicht zu verzweifeln oder aufzugeben, nur weil einmal nicht sofort ein Hilfsangebot greift, sondern zu gucken, welche Alternativen es dann gibt und was man sich alles so organisieren kann, um sich über Wasser zu halten bzw. sogar auf anderem Wege weiterzukommen. Selbst wenn ein Betroffener mal für eine Zeit lang ganz alleine sein sollte, ist dies kein Untergang, denn auch solche Zeiten kann es manchmal geben und man kann solche Zeiten überstehen. Wünschenswert ist natürlich, dass alle Betroffenen, die gerne Hilfe hätten, auch eine ausreichende Unterstützung erhalten können, doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Ich hoffe, dass Betroffene auf gute Ideen kommen, wie sie eine Wartezeit sinnvoll überbrücken und nutzen können, und dass sie schnell merken, was sie brauchen und was ihnen hilft. Und ich würde mir sehr wünschen, dass die Vernetzung von professionellen Helfern und von Laien- Helfern immer besser ineinandergreift und die Zahl der Helfer insgesamt weiter steigen wird. Und vielleicht kann ja auch mal eine Datenerhebung helfen, um aufzuzeigen, wie hoch der Bedarf ist, welche Zahlen an Betroffenen es gibt, was sie benötigen und wo es noch fehlt. Vielleicht könnte man darüber noch mal die Aufmerksamkeit auf die Unterversorgung lenken und es würden so weitere Hilfsangebote entstehen. |
Wenn jemand vor den Täter fliehen muss/möchte, wo kann er
dann hin? Gibt es Schutzhäuser?
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Manche Aussteiger finden im privaten Umfeld einen Unterschlupf, wo sie für einige Zeit sicher wohnen können. Andere Aussteiger versuchen durch viele Umzüge dem Täterkreis zu entkommen.
Weiter gibt es Mädchenhäuser und Frauenhäuser, wo betroffene Personen natürlich auch Zuflucht suchen können. Allerdings richten sich diese Angebote eher um den „ganz normalen, einfachen“ Missbrauch bzw. Misshandlung, so dass es hier eben nicht speziell um die Bedürfnisse und die Situation von Aussteigern geht. Doch in manchen Fällen ist es sicher sinnvoll eben diese Angebote zu nutzen, um erstmal eine Distanz zu einer gewaltvollen Situation zu schaffen. Gerade das Angebot für betroffene Jungen und Männer ist leider an dieser Stelle sehr dürftig, so dass hier wohl eher private Formen der geschützten Unterkunft gesucht werden sollten. Ich würde mir wünschen, dass mehr Schutzwohnungen entstehen könnten und die bereits bestehenden Angebote ausgeweitet werden könnten, so dass z.B. das Personal auch für die Opfer, die durch Gruppierungen gewaltsame Erfahrungen machen mussten und nun Zuflucht suchen, gut dort aufgehoben sein können und wirksam betreut und weiter vermittelt werden können. |
Ist es sinnvoll in einer solchen Situation unterzutauchen? Wie geht das?
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Es kann Situationen im Laufe eines Ausstiegs geben, wo es Sinn macht, erstmal eine räumliche Distanz aufzubauen und sein bisheriges Umfeld zu verlassen.
Es gibt Betroffene, die sehr viel Distanz benötigen und die sogar ihr Herkunftsland verlassen, um in einem anderen Land einen Neuanfang zu wagen. Manche Betroffene versuchen verdeckt zu fliehen, beantragen am neuen Ort eine Auskunftssperrre, lassen ihren Namen ändern, legen sich einen Schutzhund zu und gehen sehr sorgsam mit der äusseren Sicherheit um. Wieder Andere weihen einige gezielte Personen in ihr Vorhaben ein, die dann eine Flucht oder einen Umzug begleiten oder manchmal auch für einige Zeit einen Aussteiger verstecken. In wenigen Fällen (meiner Einschätzung nach) gibt es auch Betroffene, die einen offiziellen Weg beschreiten, so dass sie in ein Zeugenschutzprogramm aufgenommen werden können und darüber eine komplett neue Identität annehmen und fortan sicherer leben können. Und es gibt Betroffene, die offen auf Distanz gehen und wegziehen, so dass es viele Menschen gibt, die wissen, wohin sie ziehen, die evtl. auch wissen, weshalb sie sich aus dem Umfeld entfernen und die diesen Weggang von der Ferne mitbegleiten und unterstützen. Da gibt es also verschiedene Möglichkeiten, wie jemand versuchen kann, sich in eine sichere Position zu bringen und einer gefährlichen/ bedrohlichen Situation aus dem Weg gehen kann. Doch absolute Sicherheiten gibt es nicht. Bei keiner Variante kann man vorher schon sicher sagen, ob es funktionieren wird. Daher ist es klug, sich gut zu überlegen, welche Massnahme wann Sinn macht und ob man vielleicht mehrere Ideen miteinander verknüpfen kann, um sich abzusichern und erfolgreich voranzukommen. Eine Distanz herzustellen zu dem Täterkreis und zu gewaltausübenden Personen ist ein zentraler Punkt im Ausstiegsprozess und das Herstellen einer äusseren Sicherheit, einem sicheren Wohnen sollte daher in diesem Prozess viel Raum einnehmen. Es ist möglich, sich aus solchen Gruppierungen und aus gewaltvollen Beziehungen zu lösen und zu entfernen und je konsequenter diese Loslösung und dieser Kontaktabbruch gelingt, desto mehr Fortschritte im Ausstieg kann es dann geben. Allerdings ist dies nur ein Punkt, der in einem Ausstieg wichtig werden kann. Vieles hängt jedoch von der inneren Distanzierung, Entwicklung und Stabilität ab. Das sollte bei allen Fluchtideen und äusseren Absicherungen nicht vergessen werden. |
Was ist mit einer Verhandlung gemeint?
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Mit einer Verhandlung kann ein Treffen im Beisein eines Rechtsanwaltes oder Notares und dem Aussteiger und einem Täter gemeint sein, wo verschiedene Punkte festgehalten werden sollen, an die sich beide Seiten dann halten. Hierbei geht es wohl im Schwerpunkt um die Sicherheit des Aussteigers gegen die Zurückhaltung von Beweisen und Informationen, die einem Täter oder der Gruppierung Schaden könnten. Über diesen Weg versucht man, eine Einigung zu erzielen, auf die beide Parteien eingehen können und das schriftliche Festhalten sowie durch das Zugegen- Sein von Zeugen erhält dies dann einen verbindlichen Charakter, bei dem auch die Folgen benannt werden, die eine Missachtung dieser Vereinbarung, der Verhandlungsinhalte nach sich ziehen würde.
Mit einer Verhandlung kann ebenso eine Absprache im kleineren Rahmen gemeint sein, bei der ein Aussteiger allein mit den Tätern vereinbart, zu welchem Preis er aussteigen kann, was er dafür tun muss, was er unterlassen sollte oder welches Verhalten von Täterseite aus nun zu unterlassen wäre, wenn der Aussteiger den Tätern im Gegenzug etwas Bestimmtes anbietet. Wie mir scheint, wird dieser informelle Weg im kleinen Rahmen weitaus öfter beschritten und scheint in einigen Fällen gut zu funktionieren. Es gibt auch Situationen, bei denen zunächst verhandelt wurde und zu einem späteren Zeitpunkt noch mal nachverhandelt werden musste. Und ich weiss von Fällen, wo eine Verhandlung nicht funktionierte, weil sich eine Situation derart änderte, die eine Verhandlung ausschloss bzw. zunichte machte und es scheint auch immer wieder vorzukommen, dass sich Aussteiger zwar an ihren Teil der Vereinbarung hielten, jedoch der Täterkreis nicht, was Verhandlungen eben anfällig macht. Doch in manchen Fällen ist es wohl ratsam, sich lieber auf eine Verhandlung einzulassen. An diesem Punkt gibt es unterschiedliche Meinungen, von „Mit Tätern darf man niemals verhandeln“ bis zu „Ja, das funktioniert. Das ist sinnvoll.“ Hier muss jeder Aussteiger für sich herausfinden, ob und auf welche Weise eine Verhandlung durchführbar wäre und wie er zu diesem Punkt steht. Ich persönlich kann jeden verstehen, der keine andere Möglichkeit sieht, als mit den Tätern zu verhandeln und ich kann ebenso die Haltung verstehen, lieber andere Wege zu suchen und evtl. eher eine Möglichkeit zu finden, wie man die Täter zur Verantwortung ziehen kann. Daher habe ich entschieden, dass ich diese Entscheidung gerne den Betroffenen selbst überlassen möchte, die ihre Situation und die Möglichkeiten ja am allerbesten kennen und sowohl Betroffene ohne, als auch mit Verhandlung unterstützen möchte. Generell würde ich es nur sehr schön und hilfreich finden, wenn Betroffene eine Möglichkeit herstellen könnten, wie sie (auch anonym und trotz Verhandlungen) ihr Wissen über das Erlebte, über die Täter und über Hilfreiches an andere weitergeben könnten, damit andere Betroffene hiervon lernen können und weitere Hilfsangebote entstehen. |
Lohnt es sich auszusteigen?
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Ja, es lohnt sich auszusteigen, weil man einen Ausstieg tatsächlich schaffen kann und es ist wesentlich gesünder in normalen Beziehungen zu leben, als in gewaltbereiten Gruppierungen auszuharren und sich weiterhin benutzen und ausbeuten zu lassen.
Man kann sich eine äussere und innere Sicherheit und Stabilität aufbauen und viele schlimme Erfahrungen mit Hilfe von einigen heilsamen Schritten überwinden. Veränderungen sind möglich, die die Lebensqualität enorm steigern und ein lebenswertes Leben begünstigen. Deshalb hoffe ich, dass es viele Betroffene gibt, die sich für einen Ausstieg entscheiden werden und die zielstrebig an der Verbesserung ihrer Situation arbeiten. Ein Ausstieg ist keine einfache Angelegenheit. Man muss kämpfen und durchhalten, man muss Widerstände überwinden und neue Lösungen finden, man muss umdenken und sich von dem Altbekannten abwenden. Aber man kann es schaffen. Ja, es lohnt sich auszusteigen. Ich bin froh, diesen Weg gegangen zu sein und es gibt viele Betroffene, die jetzt noch auf dem Weg sind und es gibt viele, die diesen Weg schon geschafft haben. Aussteigen ist möglich. |